Wie soll eine Lösung aber aussehen? Ich glaube zunächst einmal, daß sich die Israelis in einem Irrtum befinden. Dieser Irrtum ist mit einer politischen Fassade geschmückt, der Fassade vom vereinten Jerusalem als der ewigen Hauptstadt Israels. Für mich ist das realistisch gesehen ein Irrtum. Denn erstens wird das die christliche Welt nicht akzeptieren, aber auch die arabisch-islamische Welt nicht. Aber vor allem werden die Palästinenser so etwas nicht hinnehmen. Für mich ist an dem ganzen Friedensprozeß interessant, daß 1991 in Madrid ein Haupthindernis beseitigt wurde: das dogmatische Denken. Madrid hat somit eine kleine Veränderung gebracht. Dort akzeptierten beide Völker: Das Land vom Mittelmeer bis zum Jordan gehört uns nicht allein. Arafat und Shamir haben dies akzeptiert. Das Motto war: Land für Frieden. Das war für mich der erste Schritt gegen das dogmatische Denken. Jetzt geht der ganze Prozeß in Richtung "wieviel Stücke bekommst du, wieviel Stücke bekomme ich". Es ist somit kein prinzipieller Konflikt mehr, das Prinzip ist schon da. Das ist wie bei den Händlern auf dem Bazar: "Wieviel Wasser bekomme ich, wieviel Wasser bekommst du?" Gelöst wird das im Laufe der Zeit. Die Lösung wird irgendwann die Fakten hier akzeptieren.
Jetzt will ich das auf Jerusalem anwenden. Zunächst einmal: Jerusalem ist so mit Symbolen belastet - politischen Symbolen, religiösen Symbolen, kulturellen Symbolen -, daß sich die Stadt unter dieser Last kaum noch bewegen kann. Jeder sucht irgendwelche Geschichten vor 3000 oder 4000 Jahren das ist einfach zuviel für Jerusalem. Diese Symbole bildeten im Laufe der Zeit übrigens ein Dogma. Und beide Seiten versuchen jetzt, Punkte für ihre dogmatischen Gedanken zu sammeln. Arafat erklärt jeden zweiten Tag: "Jerusalem ist unsere Hauptstadt!" Dann geht Peres hin und sagt: "Das vereinte Jerusalem ist unsere Hauptstadt, und darüber gibt es keine Verhandlungen!" Im Oslo-Abkommen steht jedoch, daß über