Ich bin zwar mit der Situation, so wie sie heute ist, nicht zufrieden, dennoch glaube ich, daß ein Zusammenleben im Großraum Jerusalem möglich ist. Bedingung ist, daß auf beiden Seiten eine Politik betrieben wird, die die gegenseitigen Interessen vernünftig vertritt und Kontrollinstanzen schafft, welche die Beziehungen untereinander regeln. Daraus könnte ein Fundament entstehen, das besser ist als das, was ich einmal erwartet hatte. Die Frage, ob die Palästinenser einen eigenen Staat haben werden oder nicht, bleibt in diesem Zusammenhang unberührt.
Wenn all die offenen Fragen jedoch nicht geklärt werden, kann es sein, daß die Gewalt ein weiteres Mal eskaliert. Auch wenn ich nicht sonderlich optimistisch bin, sehe ich doch die bestehenden Möglichkeiten.
Trotz aller Probleme im Friedensprozeß könnte Jerusalem vielleicht doch so eine Art besonderes Modell für Zusammenarbeit und Koexistenz werden, gegründet auf der Basis gegenseitiger Anerkennung der ethnischen Unterschiede - national und kulturell. Das heißt, es gäbe innerhalb des Großraums Jerusalem Gebiete, die einen bestimmten ethnischen sowie kulturellen Charakter haben und in denen eine Koexistenz stattfinden könnte; dies also wäre die Basis für ein zukünftiges Zusammenleben.
Die Lösung muß im Kleinen, nicht im Großen gefunden werden. Bei den für Jerusalem spezifischen Fragen besteht aber die Hoffnung, daß die Sache voranschreitet, allerdings unter der Bedingung, daß beide Seiten dies wollen. Eine Lösung hängt vor allem davon ab, wie die Menschen miteinander umgehen. Die Israelis müssen zum Beispiel die Tatsache anerkennen, daß es unmöglich ist, die Existenz eines palästinensischen Kollektivs zu leugnen.