Interessant ist, daß auf israelischer Seite einige Historiker und Politiker ebenfalls begonnen haben, Haj Amin im Rückblick gewissermaßen zu rehabilitieren.

Ich besitze einige alte britische Dokumente aus der Zeit des Aufenthalts von Haj Amin in Deutschland. Keines dieser Dokumente beweist, daß er in Deutschland wirklich an dem beteiligt war, was man ihm vorwarf.

Man warf ibm vor, sehr eng mit Hitler zu kollaborieren. Einige behaupten sogar, der Holocaust sei seine Idee gewesen.

Den genannten Dokumenten zufolge wurde nichts davon bewiesen. Als er sich beispielsweise entschied, an Kampfhandlungen teilzunehmen, stellte er die Bedingung, daß es den Deutschen nicht gestattet sein sollte, Moslems aus seinem Gebiet in ein anderes Kampfgebiet abzukommandieren, daß sie also nur auf moslemischem Gebiet, aber nirgends sonst kämpfen sollten. Zu seinen Bedingungen dafür, daß er die Algerier, die Bosnier oder andere zum Kampf aufrief, gehörte zum Beispiel, daß sie nur auf eigenem Territorium kämpfen, aber nicht woandershin verlegt würden, das heißt, daß sie ihre Existenz und Unabhängigkeit verteidigen, nicht aber Teil des gesamten Krieges sein sollten.

Also nicht etwa an die russische Front geschickt würden.

Ja. Andere dagegen waren durchaus bereit, ihre Soldaten sogar nach Rußland oder sonstwohin zu schicken. Mir sagte einmal Zvi Alpeleg, der sich intensiv mit der Geschichte Haj Amin al-Husseinis beschäftigte, er habe versucht, dessen Handeln und die damaligen Umstände nachzuvollziehen; dabei habe er gleichsam zwangsläufig Verständnis empfunden, denn er habe sich gefragt: "Was hätte ich getan, wenn ich an

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