seiner Stelle gewesen wäre?" Ich halte es für äußerst wichtig, daß man Haj Amin al-Husseini nach heutigem Erkenntnisund Erfahrungsstand beurteilt. Niemand hat früher versucht, ihn gemäß der Situation, in der er sich befand, und den Informationen, die ihm zur Verfügung standen, zu bewerten. Heute verhält es sich umgekehrt. Man versucht, ihn aus seiner Zeit heraus zu sehen, unter Berücksichtigung der Regeln, die damals galten, nicht aber entsprechend unserem heutigen Wissen.
Auf israelischer Seite wird dies eine Weile dauern, denn Haj Amin ist zu einer Zielscheibe des Hasses geworden, zu einem Mythos, fast zu einer mythologischen Figur. Ich erinnere mich, daß er zu meiner Jugendzeit bei den Juden als so etwas wie der Teufel galt. Es wird dauern, bis man ihn im Kontext seiner Zeit verstehen wird.
Ende 1937, als Haj Amin al-Husseini das Land verlassen mußte, ging er von hier aus zunächst in den Libanon. Als es dort schwierig für ihn wurde, ging er nach Syrien. Dort wurde er von den Franzosen verfolgt. Daher siedelte er in den Irak über. Als die britische Armee den Irak erreichte, floh er in den Iran. Erst als auch der Iran von den Briten besetzt wurde, ging er in die Türkei und von dort aus nach Deutschland. Das heißt, seine Entscheidung oder seine Wahl galt ursprünglich nicht Deutschland. Seine Wahl war gegen das Mandat, gegen die britische Besatzung. Das war seine Position. Deshalb ergab sich seine Übersiedlung nach Deutschland schrittweise von einer Station zur nächsten. Erst am Ende, als kein anderer Weg mehr offenstand, ging er nach Deutschland. Dieser Schritt entsprach weder seiner Ideologie noch seiner Strategie im Kampf gegen das britische Mandat.