Was die reservierten Sitze für die Christen angeht - es gibt sie auch in Jordanien so sind sie für mich Ausdruck wahrer Demokratie. Denn worum geht es bei der Demokratie eigentlich? Doch darum, allen die Möglichkeit zu verschaffen, ihrem Standpunkt Ausdruck zu verleihen und ihre Rolle beim Aufbau der Gesellschaft zu übernehmen. Demokratie bedeutet nicht nur Herrschaft der großen Masse. Ginge es nur um die Herrschaft der großen Masse, so würde es sich dabei gleichzeitig um eine Diktatur der großen Masse handeln. Daher hat man hier einer zahlenmäßig kleinen Gruppe die Möglichkeit eingeräumt, präsent zu sein. Gäbe es diese Sondermandate nicht, würde - ohne daß eine böse Absicht im Spiel wäre allein infolge der Logik der Zahlen niemals ein Christ gewählt.

Und die Christen in Jerusalem zum Beispiel hätten aufgrund der Zahlenverhältnisse überhaupt kein Recht auf einen Sitz. Nun aber haben sie zwei. Und einen im Gazastreifen für etwa 3000 Christen unter fast einer Million Moslems. Ist das Demokratie?

Natürlich ist das Demokratie. Das ist es doch: Demokratie bedeutet, daß man allen, den Kleinen wie den Großen, eine Vertretung einräumt. Das finde ich in Ordnung. Die eine Million Moslems haben ja ihre Vertretung. Und die Christen verfügen trotz geringer Anzahl ebenfalls über eine Präsenz. Außerdem kann man, von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, keinerlei Vergleiche der politischen Zustände im Orient und im Okzident anstellen. Im Westen haben nicht alle eine Religion. Selbst im sozialen und politischen Verhalten spielt die Religion keine Rolle - abgesehen vielleicht davon, daß sie in einer negativen Art und Weise existiert. Denn selbst wenn man postuliert, daß der Staat keiner bestimmten Religion anhängt und sich jedweder Unterstützung einer Religionsgemeinschaft enthält, so läuft dies auf eine Unterstüt¬

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