Ich bin optimistisch, daß dieser Anfang tatsächlich ein Anfang war. Es war das erste Mal, daß so etwas passierte. Viele der Palästinenser kehrten quasi aus dem Krieg zurück. Viele ihrer Brüder oder Freunde sind ums Leben gekommen. Sie selbst hätten umkommen können. Das ist ihre Ausgangsperspektive. Und es gibt vielerlei Zwänge, viele Visionen, die vor diesem Hintergrund des Kampfes, der Selbstaufgabe, des mühsamen Überlebens neu sind. Daher verdienen sie nun etwas Neues - auch dies ist eine Perspektive. Sie verdienen eine Belohnung. Es gibt, glaube ich, eine Art Vision einer Belohnung, nachdem so viele Jahre lang Leben geopfert worden sind. Viele von ihnen sind seit 1967 nicht mehr in Jerusalem gewesen.
Es war eine neue Erfahrung, das erste Mal - es kam dabei zu Irrtümern und Fehlern. Aber beim zweiten Mal könnte es vielleicht besser aussehen. Daher kann man von ihnen, den Palästinensern, die aus der Situation des Widerstandes und der Verstreuung über die gesamte Welt kommen, nicht erwarten, daß sie nun sofort eine perfekte Demokratie aufbauen, perfekte Wahlen durchführen, wie man sie aus stabilen westlichen Ländern kennt. So etwas kann man von ihnen nicht erwarten. Vorher brauchen sie meiner Meinung nach Unterstützung, auch Kritik ist durchaus legitim, um ihnen die Augen für Fehler zu öffnen, die sie begehen; aber insofern dient die Kritik dazu, sie hinsichtlich dessen, was getan werden sollte, zu unterstützen. Dabei darf man nie vergessen, daß die palästinensische beziehungsweise jede orientalische Demokratie nicht zwangsläufig eine Kopie dessen sein sollte, was im Westen vorgeht.
Nun zurück zu Jerusalem. Die Verhandlungen über den endgültigen Status der Stadt sollen noch 1996 beginnen. Wie aktuell ist heute noch der Vorschlag des Vatikans, Jerusalem den Status eines "corpus separatum", einer selbständigen politischen Einheit, zu geben?