Die Position des Vatikans war, daß Jerusalem gemäß den internationalen Beschlüssen internationalen Status besitzen sollte. Alle Seiten haben diese Position inzwischen aufgegeben auch die Christen. Die Position des Heiligen Stuhls besteht heute darin, daß wir nicht Teil der Souveränität in Jerusalem sind. Wir gehören nicht dazu. Beteiligt sind die Israelis und die Palästinenser; wir stellen keine dritte Partei dar. Unsere Sorge und unser Interesse gelten jedoch der religiösen Freiheit und dem freien Zugang zu Jerusalem und seinen heiligen Stätten. Die katholischen Christen sollten ebenso wie alle anderen Christen, alle Moslems und alle Juden in der Welt jederzeit freien Zugang zu Jerusalem genießen. Daher sollte jeder Status, der Jerusalem zugewiesen wird, diesen freien Zugang von der internationalen Staatengemeinschaft garantiert bekommen. Dies also ist die gegenwärtige Position des Vatikans: internationale Zusicherungen, selbst wenn Jerusalem nur die Hauptstadt Israels bliebe.
Wenn Sie Palästinenser oder Israelis nach ihrem Standpunkt fragen, werden Sie dasselbe hören. Unsere Position hier als Christen, als Kirche vor Ort ist, daß wir mehr entscheiden können, weil wir hier leben. Also haben wir bestimmte Rechte als Kirche, als Institution, als Menschen und als Angehörige eines Volkes. Und als Angehörige eines Volkes sagen wir, daß gerechterweise mehr Menschen dieselben Rechte und Pflichten haben sollten. Dies betonen wir, weil wir uns um den Frieden in Jerusalem sorgen.
Wenn Israelis und Palästinenser in Jerusalem wirklich Frieden wollen, besteht der einzige Weg dazu darin, diejenige Lösung zu finden, die beiden Seiten dieselben Rechte und Pflichten verschafft. Andernfalls wird es in Jerusalem keinen Frieden geben. Man kann als der Stärkere den Frieden drei Jahre lang importieren, aber nach zehn Jahren wird bei den Verlierern wieder der Gedanke des Krieges genährt sein. Und daher kann der Krieg zurückkehren - nach zehn oder auch nach hundert Jahren.