Wir sagen aber auch, daß die Vorstellung von Jerusalem nur als Hauptstadt Israels eine falsche Formel ist. Es ist ein Aufruf zum Krieg, wenn man das fordert. Das gilt genauso für diejenigen Palästinenser, die Jerusalem nur als ihre Hauptstadt wollen oder sie als Hauptstadt des Islam beanspruchen; auch das ist ein Aufruf zum Krieg. Daher sind wir der Meinung, daß Jerusalem niemandem alleine zusteht: weder den Juden noch den Moslems, noch den Christen. Ein Unterschied besteht aber darin, daß die Christen an sich, als Weltchristentum, keine politischen Ziele verfolgen. Aber als Christen vor Ort, als Angehörige eines Volkes, tun wir das natürlich schon. Wir beteiligen uns an der Politik. Das palästinensische Volk in Jerusalem hat politische Rechte.
In der Geschichte Jerusalems wurde die Stadt stets von einer politischen Macht regiert, die einer der drei Religionen angehörte. Daher gab es immer Ursachen für neue Kriege. Erst waren es die Christen, dann kamen die Moslems. Als die Moslems da waren, kamen die Christen zurück; es kam zu den Kreuzzügen. Dann kehrten die Moslems zurück und immer so weiter. Mit den Briten waren wieder die Christen an der Reihe, und heute sind es die Juden. Es kommt daher meiner Ansicht nach zu keiner Lösung, solange lediglich eine politische Macht regiert, die nur eine Religion vertritt. Dies unterstreicht übrigens einmal mehr, daß sich Politik und Religion im Orient nicht trennen lassen.
Selbst wenn die Israelis meinen, sie hätten mit der Arbeiterpartei eine säkulare Regierung, nützt es nichts - sie sind Angehörige der jüdischen Religion, auch wenn die meisten von ihnen sich selbst nicht als gläubig betrachten. Daher ist die Präsenz einer einzigen politischen Macht in Verbindung mit nur einer Religion gleichbedeutend mit einer Art Kriegsaufruf.