Als Autor meiner Memoiren tauge ich nicht viel, aber ich werde es versuchen. - Ich ging 1943 aus Nazareth weg. Ich war damals noch sehr klein. Ich erinnere mich noch dunkel an den palästinensischen Aufstand, die Rebellion der Jahre 1936 bis 1939. Dann kam mein Priesterseminar, und zu dieser Zeit begann der Krieg. Ich wurde von meiner Familie getrennt und war von 1948 bis 1955, dem Jahr meiner Priesterweihe, in Beit Jala. Ich wurde aufgrund einer Sondererlaubnis des Patriarchs in Nazareth geweiht, denn niemand durfte von hier aus dorthin gehen. Das war auch der Grund, warum ich so lange von meiner Familie getrennt war - bis zum Jahr der Ordination. Auch danach waren wir wieder getrennt, da wir nur eine Woche in Nazareth verbrachten. Deswegen traf ich meine kleinen Brüder - als ich fortging, war der eine drei, der andere sechs Jahre alt - erst als j unge Männer wieder. Als mein Vater 1957 starb, konnte ich nicht nach Hause gehen. Die Grenze war noch geschlossen; man erhielt keine Erlaubnis nicht einmal zur Regelung von Familienangelegenheiten.
Als die Grenze dann 1967 wieder geöffnet wurde, hatte ich natürlich auch mehr Kontakt zu meiner Familie, die in Nazareth geblieben war. Meine Mutter starb dort 1985. Einer meiner Brüder ist nach Kanada und ein anderer in den Himmel ausgewandert; von den acht Geschwistern sind also noch sechs hier.
Uber mich als Palästinenser, als Priester und Bischof möchte ich folgendes sagen: Natürlich bin ich Palästinenser. Und als ich 1988 in Jerusalem Patriarch wurde, herrschte hier Unterdrückung und militärische Besatzung. In erster Linie bin ich aber nicht Bischof, nicht Priester, sondern Mensch. Natürlich bin ich auch Palästinenser; ich empfinde selbstverständlich mit den Palästinensern. Ich stehe auf ihrer Seite. Aber als Mensch empfinde ich mit allen Menschen. Daher habe ich 1990 in meinem ersten Hirtenbrief geschrieben, daß wir auch mit den israelischen Soldaten fühlen, da auch sie Menschen