sind. Sie haben Familien, Kinder, Ehefrauen, Gefühle. Unser Volk hat gewiß zu leiden, aber diejenigen, die dieses Leid verursachen, sind nun einmal hier - darin liegt das Problem. Sie halten den Schlüssel zur Beendigung dieses Leides in ihren Händen. 1993 hat die israelische Regierung davon Gebrauch gemacht, indem sie Gespräche mit der PLO akzeptierte, die für sie nur ein Haufen von Terroristen darstellte. Ich erinnere mich daran, daß Vertreter des hiesigen Jüdisch-Europäischen Rates 1988 meinten, sie wüßten nicht, mit wem sie sprechen sollten; es gäbe keine Gesprächspartner, mit denen sie Friedensgespräche führen könnten. Ich sagte ihnen: "Doch, die PLO." Daraufhin meinten sie allesamt, daß ich, obwohl Bischof, die Terroristen unterstützte. Ich fragte sie, was sie unter einem Terroristen verstünden - jemanden, der töte, Gewalttaten begehe? Auch die Israelis begehen Gewalttaten und Morde. Wenn nun die anderen Menschen sich genauso verhielten, wer sei dann der Terrorist? - Am Ende verhandelte die Regierung jedoch mit den Terroristen, weil diese sich als Menschen entpuppten, die ebenfalls ihre Rechte einforderten.
Übrigens: Was mich immer interessierte, mir am Herzen gelegen hat, ist der Dialog der Religionen - zwischen Judentum, Islam und Christentum. Das war und ist ein Anliegen, auf dem ich nach wie vor beharre, wo ich nach Möglichkeiten suche, denn dies ist der Lebensnerv der Christen hier in der Diözese: die Beziehungen zwischen Juden, Moslems und Christen - hier und im gesamten Nahen Osten. Bislang haben wir aber noch keine Vision - scheinbar gibt es keine. Es gab zahlreiche Lösungsvorschläge oder neue vorläufige Positionen, die akzeptiert oder abgelehnt wurden, aber keine in die Tiefe gehende Analyse der Situation, weder von jüdischer noch von moslemischer, noch von christlicher Seite.
Der Rat für interreligiösen Dialog in Rom befaßt sich zum Beispiel mit den Moslems ebenso wie mit den anderen Reli¬