nur eine sehr aktive Friedensgruppe, sondern auch eine neue Art von friedensfördernder Denkschule gegründet, die mit der englischsprachigen Zeitschrift The Other Israel weltweit Verbreitung findet. Er ist, wie schon gesagt, mit Gush Shalom dort, wo palästinensische Menschen um Hilfe rufen, weil ihnen von israelischen Siedlern, dem Militär oder von staatlichen Stellen Gefahr droht. Allein die Solidarität tut den Palästinensern gut; denn sie erleben so, dass es auch Israelis gibt - selbst wenn es nur einige Tausende sind -, die mit ihnen als Menschen denken und fühlen.
Durch sein Talent und seinen Einsatz für den Dialog, kombiniert mit seiner radikalen Ablehnung und Verurteilung jeglieher Gewaltanwendung, egal von welcher Seite, spielt Uri Avnery eine führende Rolle in der israelischen Friedensbewegung. Seine exzellente, sensible und bedachte, doch eindeutige Wortwähl beim Ausdruck seiner Gedanken ermöglicht ihm einen engen Bezug zur Realität und macht ihn zu einem erfolgreichen Journalisten und Publizisten. Sein Scharfsinn für Kritik, auch der eigenen Seite, verleiht ihm Glaubwürdigkeit und erreicht auch diejenigen, die als seine Feinde gelten, und macht sie zu Freunden. Er war dabei, wo immer ein Dialog begann. Und wann immer ein Dialog nicht mehr möglich schien, zeigte er, wie er doch fortgeführt werden konnte. Nie ließ er zu, dass die Fäden zwischen den Menschen, die für dieselbe Sache kämpfen, zerrissen. Als die Zusammenarbeit und der Dialog zwischen beiden Seiten als unerwünscht galt, war Uri Avnery eine Ausnähme, mit dem ich mit Freude und ohne Angst zusammen auftreten wollte und konnte. Er lebte vor, wie Barrieren abgebaut und wie Grenzen überschritten werden können, er zeigte auf, wie man sich gegenüber den anderen in Wort und Tat verhält, er lehrte und ermutigte die Friedensfreunde auf beiden Seiten. Er zeigte mir das andere Gesicht Israels. Uri Avnery ist also nicht nur ein exzellenter Journalist und bewundernswerter Friedensaktivist, sondern auch ein großer Lehrer. Ich danke ihm.
Ramallah, August 2003