ten er und seine Frau von morgens bis abends schuften. Trotzdem war er glücklich, er glaubte an die Zukunft. Leute suchten seine Nähe in der Hoffnung, von seinem unverwüstlichen Optimismus angesteckt zu werden.

Zum anderen kommt meine Lebenserfahrung hinzu - besonders eine Erfahrung, an die ich oft denke. Im Jahre 1942 sah es so aus, als wären wir verloren. Nach ein paar bestürzenden Siegen fiel Erwin Rommel in Ägypten ein, bei El-Alamein stand er schon fast vor den Toren von Alexandria. Von dort war es nur ein kleiner Sprung nach Tel Aviv. Im Norden war die deutsche Wehrmacht schon am Rand des Kaukasus, der Weg nach Palästina war so gut wie offen. Und ein paar Monate vorher hatten deutsche Luftlandetruppen Kreta erobert. Diese Militärmacht konnte also leicht den Sprung nach Palästina wagen.

Auf der Landkarte war alles klar: Aus drei Richtungen näherte sich Hitler unaufhaltsam unserem Land, um auch hier die Juden auszurotten. Unsere britischen Kolonialherren hatten schon ihre Frauen und Kinder in den Irak geschickt, sie selbst saßen auf ihren Koffern. Die jüdische Untergrundarmee, die Haganah, war im Begriff, das Karmelgebirge in eine Festung zu verwandeln, um dort bis zum Letzten zu kämpfen. Man sprach von einem "zweiten Masada", einer Wiederholung des heldenhaften Widerstands der letzten Kämpfer des Aufstands gegen die Römer im Jahre 70. Die Allerletzten brachten sich um.

Aber die Nazis kamen nicht. Nach Jahren erfuhren wir die Ursachen: Rommel hatte El-Alamein mit den letzten Tropfen Benzin erreicht - er hatte keinen Treibstoff mehr. Die Truppen im Kaukasus waren erschöpft, und Stalingrad machte der deutsehen Offensive für immer ein Ende. Der Angriff auf Kreta war in Wirklichkeit ein Misserfolg; nie wieder versuchte die Wehrmacht eine Operation mit Luftlandetruppen. Also waren wir in Palästina in keiner wirklichen Gefahr - aber wir wussten das ja nicht.

Seitdem glaube ich nicht mehr an verzweifelte Situationen. Es sind immer Faktoren am Werk, die wir nicht kennen können. Wer hat von dem plötzlichen Zusammenbruch der Sowjet¬

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