15. Palästina war nicht leer - weder am Ende des 19. Jahrhunderts noch zu irgendeiner anderen Zeit. Damals lebten eine halbe Million Menschen in Palästina, 90 Prozent davon waren Araber. Diese Bevölkerung war natürlich gegen das Eindringen eines anderen Volkes in ihr Land.

16. Die arabische Nationalbewegung entstand fast gleichzeitig mit der zionistischen Bewegung; anfänglich, um gegen das türkisch-osmanische Reich und - nach dessen Zerstörung am Ende des Ersten Weltkriegs - um gegen die Kolonialmächte zu kämpfen. Eine eigene arabisch-palästinensische Nationalbewegung entwickelte sich im Land, nachdem die Briten einen Staat gegründet hatten, den sie Palästina nannten, und infolge des Kampfes gegen das Eindringen der Zionisten.

17. Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs gab es eine zunehmende Auseinandersetzung zwischen den beiden Nationalbewegungen, der jüdisch-zionistischen und der palästinensischarabischen; beide trachteten danach, im selben Land ihr Ziel zu verfolgen, das den anderen völlig außer Acht ließ. Diese Situation blieb bis zum heutigen Tag unverändert bestehen.

18. Als sich in Europa die Verfolgung der Juden intensivierte und die Länder der Welt ihre Tore für jüdische Einwanderer schlossen, die dem Inferno zu entkommen versuchten, gewann die zionistische Bewegung an Stärke. Der Holocaust, dem sechs Millionen Juden zum Opfer fielen, verlieh der zionistischen Forderung nach Errichtung des Staates Israel moralische und politische Macht.

19. Das palästinensische Volk, das die Zunahme der jüdischen Bevölkerung im eigenen Land beobachtete, konnte nicht einsehen, warum von ihm der Preis für die von Europäern an Juden begangenen Verbrechen gefordert wurde. Heftig wehrte es sich gegen die weitere jüdische Einwanderung und gegen den weiteren Landerwerb durch Juden.

20. Die totale Leugnung der nationalen Existenz des anderen durch beide Völker führte unvermeidlich zu einer falschen und verzerrten Wahrnehmung, die im kollektiven Bewusstsein bei¬

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