lern. Für die israelische Regierung heißt es etwas anderes - obwohl ihr vorläufig noch nicht klar ist, was.
Am Anfang war die Euphorie. Am Tag des Handschlags rannten Zehntausende von Palästinensern auf den Straßen Ostjerusalems, Gazas und Jerichos herum und schwenkten die (verbotene) palästinensische Fahne in einem Taumel der Begeisterung. In Israel war die Stimmung nicht ganz so hektisch, aber ein Gefühl der Freude war zu spüren. Darauf hätte Rabin bauen und damit die Stellung Arafats entscheidend stärken können. Es war der psychologische Moment für eine Generalamnestie, für die Freilassung der 12 000 palästinensischen Gefangenen - Terroristen oder Freiheitskämpfer, je nach Belieben. Das hätte die Friedensfreude in Tausende palästinensischer Häuser gebracht und das ganze Volk angesteckt. Aber Rabin war sich der Bedeutung dieses Moments nicht bewusst, und so ging er vorbei.
Es war so, als ob alle alten Gefühle und Vorurteile sich gegen die neue Situation aufbäumten und ihren Platz im Volksbewusstsein zurückerobern wollten. Israelische Kommandokämpfer, als Araber getarnt, fingen wieder an, palästinensische Kämpfer zu jagen und auch auf der Stelle zu erschießen, um die letzten Tage vor dem bevorstehenden Rückzug auszunutzen. Islamische Fanatiker der Hamas schossen auf Soldaten und Siedler, um den Frieden auf Befehl Allahs zu unterbinden, während ultrareligiöse jüdische Siedler blutige Pogrome in palästinensischen Nachbardörfern veranstalteten, um denselben Befehl Jahwes zu erfüllen. Die israelische Armee, desorientiert und schwankend, stand beiden Erscheinungen so gut wie machtlos gegenüber.
Damit war die Euphorie vorbei. Verdruss und Frustration bemächtigen sich beider Seiten, die Führungen verlieren an Unterstützung. Jede Seite beschuldigt die andere. Aber eigentlich ist keine Seite schuld: Es ist die Folge der kognitiven Dissonanz, die dieser Friede beinahe zwangsläufig mit sich bringt. Die Volksstimmung und natürlich auch die Stimmung der Politiker schwanken beinahe täglich zwischen Pessimismus und Optimismus. Die Pessimisten sagen, dass der Impuls erlahmt ist; dass der Führer der Gegenseite - Rabin oder Arafat - unfähig