Rabin versprach einzugreifen, und soviel ich weiß, wurde dem auch ein Ende gesetzt.
1969 benannte die Arbeitspartei Golda Meir zur neuen Regierungschefin. Der Staatspräsident bat auch mich, den Vorsitzenden einer kleinen Fraktion in der Knesset (die sich für die sofortige Gründung eines Palästinenserstaates in den besetzten Gebieten einsetzte), pro forma zu erklären, wen ich als neuen Ministerpräsidenten bevorzugen würde. Golda gebärdete sich wie ein extremer Falke, und ich suchte eine Persönlichkeit, die zur Arbeitspartei gehörte, aber als Taube galt. So schlug ich Rabin vor.
Ein paar Monate später besuchte ich ihn in der israelischen Botschaft in Washington. Ich wollte im Weißen Flaus und im Kongress für Frieden mit den Palästinensern werben und stieß überall auf Ablehnung. Rabin war freundlich und sachlich wie immer. Auch er lehnte meine Idee ab. Er sagte aber, er bevorzuge eine "offene" Grenze gegenüber einer "sicheren" Grenze, das damalige Kodewort für Annexion.
Ein richtiger Dialog entstand zwischen uns erst 1975, und darum bin ich vielleicht der einzige Zeuge, der über Rabins Wandlung aussagen kann. Kurz zuvor hatte ich begonnen, in Europa heimliche Kontakte zur PLO-Führung zu knüpfen. Die palästinensischen Partner und ich beschlossen, Arafat und Rabin über den Inhalt der Gespräche zu unterrichten. Rabin sagte mir: "Ich bin absolut gegen den Kurs, den du empfiehlst. Aber ich verbiete dir nicht, diese Kontakte weiterzuführen."
Die Gespräche mit ihm verliefen stets freundschaftlich und nüchtern; er hörte auch gut zu, was ja bei Politikern nicht immer selbstverständlich ist. Rabin stemmte sich aber von allen israelischen Politikern am entschlossensten gegen jede Annäherung an die Palästinenser und gegen jede Verhandlung mit der PLO. Er war schließlich immer der proamerikanischste Politiker im proamerikanischen Israel und betrieb seine Politik damals in enger Abstimmung mit Henry Kissinger.
Pragmatisch und sachlich, aber auch fantasielos und ohne Intuition, entsprach seine Denkweise dem ironischen Satz seines