Seine von der Mutter ererbte Hartnäckigkeit ist beinahe sprichwörtlich. Nicht umsonst nennt man ihn den "Bulldozer". Als Minister war er bei seinen Kollegen dafür bekannt, dass er nie von einem seiner Vorschläge abließ. Wenn sein Entwurf von der Regierung abgelehnt wurde, brachte er ihn in der nächsten und übernächsten Sitzung wieder ein, bis die Gegner bei einer Sitzung in der Minderheit waren.
Seine Einstellungen sind primitiv, aber konsequent. Er besitzt die Engstirnigkeit des Dörflers, kennt die Welt kaum. Darum hat er die Fähigkeit, weltumfassende Pläne aufzustellen, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Sie machen zunächst einen großen Eindruck auf die Zuhörer - bis diese Zeit haben, darüber nachzudenken. So verfolgte er etwa mit der Invasion in den Libanon 1982 folgende atemberaubende Ziele: einen christlich-maronitischen Diktator im Libanon einzusetzen, den Libanon in ein israelisches Protektorat zu verwandeln, die palästinensische Befreiungsorganisation PLO zu vernichten, die Syrer aus dem Libanon zu verjagen und die Palästinenser aus dem Libanon nach Jordanien zu vertreiben. Das Ergebnis: Ein schreckliches Massaker wurde in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila verübt, der Diktator Bashir Gemayel wurde ermordet, der Libanon wurde ein syrisches Protektorat, die PLO ist jetzt in Palästina etabliert und Israel hat den Libanon nach 28 blutigen Jahren endgültig geräumt.
Sharon ist nicht klug und noch weniger weise. Aber er besitzt eine Bauernschläue, die ihm zu Hilfe kommt. Er überlistet die Leute leicht, besonders die, die ihn nicht kennen. Seine stärkste Eigenschaft ist jedoch ein napoleonisches Selbstbewusstsein, das von Gegnern oft als Größenwahn gedeutet wird. Sharon ist zutiefst davon überzeugt, dass er allein vom Schicksal dazu auserkoren worden sei, Israel zu retten. Daher ist jeder, der ihm dabei in die Quere kommt, bewusst oder unbewusst ein Feind Israels. Für diejenigen, die seine Überlegenheit nicht anerkennen, hat er nur Verachtung übrig.