deres Volk seit vielen Jahrhunderten in diesem Land lebt, wurde so gut wie ignoriert.
Wie jede große historische Bewegung hat auch der Zionismus viele Strömungen und Schattierungen, vom humanistischen Zionismus Martin Bubers bis zum rechtsradikalen - um nicht eine andere Bezeichnung zu gebrauchen - der Siedler. Sharons Zionismus ist einfach und klar: Das ganze Land gehört den Juden, Araber haben hier im Grunde nichts zu suchen, können höchstens geduldet werden, wenn sie gehorchen.
Das Wichtigste ist, das ganze Land - also alle besetzten Gebiete - mit jüdischen Siedlungen zu bedecken, sodass eine Rückgabe von Gebieten oder gar ein Staat Palästina überhaupt nicht mehr in Frage kommt. Das ist Sharons eigentliche Lebensaufgäbe. Seit seinem Eintritt in die Regierung - 1977 als Landwirtschaftsminister - hat er sich hauptsächlich mit der Errichtung von Siedlungen beschäftigt. Danach war er Verteidigungsminister, Minister ohne Geschäftsbereich, Minister für Industrie und Handel, Wohnungsbauminister, Minister für die Infrastruktur und Außenminister; in allen diesen Ämtern hat er die Siedlungen gefördert. Die Vorstellung, er könnte für den Frieden Siedlungen aufgeben, ist nahezu lächerlich.
Bei den Wahlen im Februar 2001, die mit seinem großen Sieg endeten, war seine einzige Parole "Sharon bringt Frieden und Sicherheit". Tatsächlich sind das zwei Begriffe, die ihm gleichgültig sind. Im Vergleich zu dem, was er als seine historische Mission betrachtet - die unwiderrufliche Ausdehnung des Judenstaates auf das ganze Land -, sind Frieden und Sicherheit reiner Luxus. Wenn wir leiden müssen, um ein Groß-Israel für die zukünftigen Generationen sicherzustellen, dann müssen wir eben leiden. Öffentlich sagt er natürlich etwas ganz anderes. Aber bei Sharon sollte man nicht hören, was er sagt, sondern sehen, was er tut. Ein palästinensischer Unterhändler reagierte auf die Wahl Sharons 2001 mit den Worten: "Allah behüte Palästina und Israel."