3. August 2002
Wenn ich höre, wie rechte Israelis schreien: "Klagt die Verbrecher von Oslo an!", dann schaudert es mich; weniger wegen der darin enthaltenen Verfälschung, als wegen des Klangs der Worte. Dieser Ausruf ist eigentlich die vielleicht sogar bewusste - Kopie einer Parole, die von den Nazis während ihrer erfolgreichen Kampagne gegen die Weimarer Republik verwendet wurde. Ihre heiseren Kehlen schrien: "Klagt die Novemberverbrecher an!"
Die "Novemberverbrecher" waren die deutschen Staatsmänner, die im November 1918 den Waffenstillstand unterzeichneten, der den Ersten Weltkrieg beendete. Nach vier Jahren tapferen Kampfes war die deutsche Armee erschöpft. Der Kaiser war geflohen. Der prahlerische Generalstab war verzweifelt. Die Generäle baten die Staatsmänner, die Kapitulation zu unterzeichnen, um zu retten, was noch zu retten war.
Der Nazilegende zufolge geschah jedoch das Gegenteil. Die Staatsmänner, die den Waffenstillstand unterzeichnet hatten, seien Verräter. Sie hätten einen Dolch in den Rücken der siegreichen Armee gestoßen. Der Nazipropagandist Joseph Goebbels lehrte seine Anhänger, dass eine Lüge durch ständige Wiederholung in Wahrheit verwandelt werden kann und dass sie umso leichter akzeptiert wird, je größer sie ist. Die Agitation gegen die "Novemberverbrecher" hatte Erfolg. Sie wurden ermordet, und die Nazis kamen demokratisch gewählt an die Regierung.
Die Kampagne gegen die "Oslo-Verbrecher" war ebenfalls erfolgreich. Rabin wurde ermordet, und die Hetze nimmt immer weiter wachsende Dimensionen an. Mit solchen Mitteln hoffen die extreme Rechte und die Siedler, den Staat zu übernehmen. Gemäß dem bewährten Rezept wiederholen sie endlos