Zur Irakkrise
7. September 2002
Langsam taucht Präsident Bushs Kriegsplan aus dickem Nebel auf. Zunächst hörte es sich so an, als sei er eine Sammlung von verschwommenen Slogans, aber allmählieh wird deutlich, dass hinter ihnen klare Ziele versteckt sind. Der Plan ist nicht mit dem berühmt-berüchtigten "Krieg gegen den Terrorismus" verknüpft, nicht mit der Person von Saddam Hussein oder mit den Massenvernichtungswaffen, die der Irak produziert wie alle anderen Staaten der Region, von Pakistan bis Israel und Ägypten.
Kritiker der Kriegspläne - mich eingeschlossen - haben auf die verheerenden politischen Folgen hingewiesen, die zu erwarten sind: Der Irak würde in drei Teile zerbrechen, in den kurdisehen Teil im Norden, den sunnitischen in der Mitte und den schiitischen im Süden; der Nahe Osten wäre dem Angriff des iranischen Fanatismus ausgesetzt und die prowestlichen arabisehen Regime würden zusammenbrechen; Israel wäre von aggressiven islamischen Fundamentalisten umgeben wie das Königreich der Kreuzritter bei der Ankunft von Sultan Saladin.
Diese Einschätzung beruht auf einer Annahme, die eine Zeit lang Gültigkeit hatte: Die Vereinigten Staaten sind nicht bereit, eine große Anzahl von Truppen in weit entfernten Ländern zu stationieren. Dies würde bedeuten, dass die Truppen nach der Eroberung des Irak wieder zurückkehren würden und der Irak seinem Schicksal überlassen bliebe. Aber es ist gut möglich, dass diese Annahme nun nicht mehr gültig ist.
Der Kriegsplan von Bush & Co hat nur dann Sinn, wenn die US-Führung bereit ist, den Irak länger zu besetzen - ja, wenn sie geradezu darauf aus ist, viele, viele Jahre lang dort zu bleiben. Solch eine Besatzung erfordert gewaltige Investitionen an