Fabrikation von Antisemiten

28. September 2002

Ein zionistischer Mythos, mit dem wir aufgewachsen sind, ist das erste israelische Opfer Saddam Husseins. Dieser Mythos besagt, dass Israel der Zufluchtsort aller Juden auf der Welt sein wird. In jedem anderen Land leben Juden in ständiger Furcht, dass ein grausamer Verfolger erscheinen könnte, wie es in Deutschland geschah. Israel ist der sichere Zufluchtsort, wohin Juden in Zeiten der Gefahr flüchten können. Und eben das war auch die Absicht, die seine Gründerväter mit der Errichtung des Staates verfolgten.

Nun kommt Saddam Hussein daher und beweist das Gegenteil: Überall auf der Welt leben die Juden in Sicherheit. Nur an einem einzigen Ort auf dem Planeten sind sie von Vernichtung bedroht - in Israel. Hier werden die Nationalparks für Massengräber vorbereitet, hier werden rührende Maßnahmen gegen biologische und chemische Waffen ergriffen. Viele Israelis planen schon, in die Gemeinden der Diaspora zu flüchten. Das Ende eines Mythos.

Ein anderer zionistischer Mythos starb schon vor diesem. Die Diaspora, so lernten wir in unserer Jugend, erzeugt Antisemitismus. Überall sind die Juden eine Minderheit, und eine Minderheit erregt unweigerlich den Hass der Mehrheit. Nur wenn die Juden sich im Land ihrer Vorfahren sammeln und dort eine Mehrheit bilden, wird der Antisemitismus auf der ganzen Welt verschwinden. So sprach Herzl, der Begründer des modernen Zionismus.

Aber nun geschieht das genaue Gegenteil. Der Staat Israel verursacht eine Renaissance des Antisemitismus auf der ganzen Welt und bedroht Juden überall. Die Sharon-Regierung ist wie ein riesiges Labor, in dem der Virus Antisemitismus gezüchtet und in die ganze Welt exportiert wird. Antisemitische Organi¬

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