sationen, die jahrelang abgelehnt und verachtet an den Rändern der Gesellschaft dahinvegetierten, wachsen und gedeihen plötzlieh. Antisemitismus, der sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs schamhaft versteckt hielt, reitet nun auf einer großen Welle der Opposition zu Sharons Politik der Unterdrückung.

Und Sharons Propagandaabteilung gießt Öl in die Flammen. Indem sie alle Kritiker seiner Politik des Antisemitismus bezichtigt, brandmarkt sie große Gemeinschaften. Viele anständige Personen, die keinerlei Hass gegen Juden empfinden, die aber die Drangsalierung der Palästinenser verabscheuen, werden jetzt als Antisemiten bezeichnet. So wird dem Wort der Stachel genommen und es in gewisser Hinsicht salonfähig gemacht.

Die eigentliche Folge davon ist nicht nur, dass Israel die Juden keineswegs vor Antisemitismus schützt, sondern es ist vielmehr das Gegenteil der Fall: Israel fabriziert und exportiert Antisemitismus, der Juden rund um die Welt gefährdet. Viele Jahre lang erfreute sich Israel der Sympathie vieler Menschen. Es wurde als der Staat der Holocaustüberlebenden angesehen, ein kleiner, mutiger Staat, der sich wiederholt gegen die mörderischen Angriffe der Araber verteidigte. Langsam verwandelte sich dieses Bild in ein anderes: in das eines grausamen, brutalen und kolonialisierenden Staates, der ein kleines und hilfloses Volk unterdrückt. Die Verfolgten sind zu Verfolgern geworden, David hat sich in Goliath verwandelt.

Für uns Israelis, die wir in einer Seifenblase von selbstfabrizierter Gehirnwäsche leben, ist die Vorstellung, wie uns die Welt jetzt sieht, schwer erträglich. In vielen Ländern zeigen Fernsehen und Zeitungen täglich Bilder von Kindern, die Steine auf riesige Panzer werfen, Bilder von verzweifelten alten Männern, die auf den Ruinen ihrer zerstörten Häuser sitzen, und Bilder von Soldaten, die Frauen an den Checkpoints belästigen oder die auf Kinder zielen und abdrücken. Diese Soldaten sehen nicht aus wie Menschen in Uniform, nicht wie "Nachbars Sohn", wie sie bei den Israelis genannt werden, sondern wie Roboter ohne Gesicht, bis an die Zähne bewaffnet, die Köpfe unter Helmen versteckt, mit kugelsicheren Westen, die ihre Proportionen ver¬

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