"Operation Syrische Freiheit"

...weitere Gedanken zum Irakkrieg

16. April 2003

Kein Sieg rechtfertigt einen schlechten, ungerechtfertigten Krieg. Im Gegenteil. Er vermehrt nur das Schlechte. Mit dem Einmarsch der amerikanischen Armee in Bagdad lässt in den USA und Großbritannien die Opposition gegen den Krieg nach. Auch in anderen Ländern beginnen die Zweifel, das Antikriegslager anzunagen. Ich habe Mühe damit, es zu verstehen. Sehr provokativ möchte ich deshalb die Frage stellen: Was wäre geschehen, wenn Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg gesiegt hätte? Hätte dies seinen Krieg in einen gerechten verwandelt? Nehmen wir an, Hitler hätte seine Feinde beim Nürnberger Kriegsgericht angeklagt: Churchill für den entsetzliehen Luftangriff auf Dresden, Truman für den Abwurf der Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki und Stalin für die Ermordung von Millionen in den Gulag-Lagern. Ob die Historiker dies als einen gerechten Krieg betrachtet hätten? Ein Krieg, der mit dem Sieg des Aggressors endet, ist schlimmer als ein Krieg, der mit dessen Niederlage endet. Er ist destruktiver sowohl physisch als auch moralisch.

Am Vorabend des Irakkriegs sprach die Weltöffentlichkeit wie nie zuvor mit einer Stimme. Diese Reaktion war ein unglaublieh wertvoller, moralischer Sieg. Hierauf muss die Zukunft aufgebaut werden. Die Flamme der Begeisterung darf nicht erlösehen, sie muss wieder neu auflodern.

Um ein israelisches Scherzwort zu zitieren: "Es ist schwierig zu prophezeien, besonders die Zukunft." Aber diesmal haben sich die Prophezeiungen so schnell bewahrheitet, dass selbst die "Propheten" erstaunt waren. Nach dem amerikanischen Angriff auf Afghanistan sagten wir: Eine Militärmaschinerie, die einen

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