Der binationale Staat: "Da wird der Wolf beim Lamm wohnen"

12. Juli 2003

Da wird der Wolf beim Lamm wohnen", prophezeite Jesaja (11,6). So etwas ist auch in unserer Zeit möglich vorausgesetzt, man bringt jeden Tag ein neues Lamm. An diesen grausamen Witz erinnere ich mich jedes Mal, wenn von einem binationalen Staat die Rede ist.

In verzweifelten Zeiten blühen auch messianische Fantasien. Sie erlauben, aus der dunklen Gegenwart in eine bessere, heitere Welt zu entfliehen; aus einem Gefühl der Hilflosigkeit in eines der Kreativität.

Kein Wunder, dass in diesen dunklen Zeiten die binationale Idee in manchen linken Kreisen eine Renaissance erfährt. Es ist eine schöne und noble Idee, die vom Glauben an die Menschheit erfüllt ist. Sie ist aber-wie Jesajas Prophezeiung - eine Idee für die messianische Zeit. Wenn sie eine realistische Chance hätte, dann vielleicht in zwei oder drei Generationen. Vorläufig wäre es eine Flucht aus der Wirklichkeit, sogar eine gefährliche, wie wir sehen werden.

Gemäß der binationalen Idee soll das Territorium zwischen Mittelmeer und dem Jordan - Palästina/Israel - wieder einen Staat bilden wie zu Zeiten des britischen Mandats vor 1948. Israelis und Palästinenser, Juden und Araber werden als gleichberechtigte Bürger Zusammenleben. Die genaue Art des Regimes binational oder nicht national - ist zweitrangig. Alle Bürger werden dasselbe Parlament und dieselbe Regierung wählen, in derselben Armee und Polizei dienen, dieselben Steuern zahlen, ihre Kinder in dieselben Schulen schicken, dieselben Schulbüeher benutzen. Wahrlich, eine verlockende Vorstellung!

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