Die Zukunft gehört uns

Rede zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises

Stockholm, 7. Dezember 2001

Sehr geehrte Rednerin, verehrte Parlamentsmitglieder, verehrter Jakob von Uexkull, verehrter Botschafter von Palästina (ich würde gerne auch meinen eigenen Botschafter begrüßen, aber er hielt es nicht für angebracht, zu erscheinen), sehr geehrte Damen und Herren.

Ich möchte gern mit einer persönlichen Erfahrung beginnen: Genau an diesem Tag, am 7. Dezember, erhielt ich vor 53 Jahren durch eine Maschinengewehrsalve einen Bauchschuss. Nach vielen Monaten erbitterter Kämpfe war mir klar, dass ich kaum Uberlebenschancen hatte. Es war helllichter Tag, und ich lag direkt vor den Augen des Feindes und seinen Maschinengewehren. Doch vier meiner Soldaten, neue Immigranten aus Marokko, kamen zu mir gelaufen und brachten mich unter knatternden Gewehrsalven in Sicherheit. Nach einer langen und holprigen Fahrt in einem Jeep - ohne Schmerzmittel - erreichte ich das Armeehospital, gerade noch rechtzeitig, um operiert und gerettet zu werden.

Ich lag dort viele Tage, konnte weder schlafen noch essen, war an Schläuche und Instrumente angeschlossen, von Soldaten in Agonie umgeben, von denen manche starben und einige ihre Gliedmaßen verloren - und ich dachte nach und dachte nach. Ich dachte an meine Kameraden, die ihr Leben verloren hatten oder zu Invaliden geworden waren. Ich dachte an die unsichtbaren, ehemaligen Bewohner der Dörfer, die meine Kompanie erobert hatte. Immerhin hatten wir oft Häuser betreten, in denen noch das Feuer im Herd brannte und das fast unberührte Essen auf dem Tisch stand, das Familien stehen gelassen hatten,

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