die uns als Verräter und Nestbeschmutzer beschimpften und uns Todesdrohungen zusandten.
Wir halten jedoch stand, weil wir sicher sind, dass wir die wahren Patrioten Israels sind, dass wir die Ehre unseres Volkes aufrechterhalten, dass unsere Stimmen am Ende die Trommeln des Hasses und der nationalen Überheblichkeit besiegen werden.
Es ist für viele Menschen, und besonders für Deutsche, schwer, den israelisch-palästinensischen Konflikt zu verstehen. Manche stellen sich ganz auf die Seite Israels, in dem Glauben, dass sie damit für die Sünden der schrecklichen Vergangenheit Sühne leisten. Andere verdammen Israel und stellen sich ganz auf die Seite der Palästinenser. Wir aber sagen: Sie brauchen nicht zwisehen den beiden zu wählen, sie können für beide sein, für Israel und für Palästina, für den Frieden zwischen beiden Völkern, für die Versöhnung, für die gemeinsame Zukunft. [...]
Die zionistische Bewegung ist im deutschen Kulturkreis entstanden. Der Gründer des Zionismus, der Schriftsteller und Journalist Theodor Herzl, lebte in Wien - in der Stadt, in der zum ersten Mal in Europa ein eingefleischter Antisemit zum Bürgermeister gewählt wurde. Herzl sah, wie am Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Europa nationale Bewegungen die Oberhand gewannen, in denen für Juden kein Platz mehr war. Von den Pogromen im zaristischen Russland bis zu den Ausschreitungen der Dreyfus-Affäre in Frankreich - überall waren die Juden durch diesen modernen Antisemitismus gefährdet.
Die zionistische Antwort lautete: Wenn für uns unter den Nationen Europas kein Platz ist, dann konstituieren wir Juden uns als eine separate Nation und gründen einen eigenen Staat, in dem wir unser Schicksal selbst in die Hände nehmen können. Es war eine richtige Antwort, und sie hat vielen von uns - auch mir - das Leben gerettet.
Die Schattenseite war, dass der Zionismus, der sich in Palästina etablierte, die Tatsache ignorierte, dass in diesem Land seit vielen Jahrhunderten ein anderes Volk lebte. Das einheimische, arabisch-palästinensische Volk wehrte sich natürlich gegen die fremden Eindringlinge, wie es jedes andere Volk getan hätte. So