litische, die christlich-byzantinische, danach die der Kreuzritter, vorher und später die arabische. Ihre Religion blieb die christliehe, und langsam übernahm sie mit der Gemeinde der griechisch-orthodoxen Kirche das Arabische, das zur Kultur des Landes Palästina wurde. Sumayas Familie ist zur lutherischen Kirche übergetreten, aber sie gehört zur palästinensischen Nation, deren Kultur vorwiegend von der muslimischen Mehrheit beeinflusst ist.

Gilas Vorfahren haben seit Jahrhunderten mit dem Gesicht nach Jerusalem gebetet. Für sie war das Land Israels, Palästina, das Fleimatland ihres Volkes, aus dem sie durch Gottes Willen verbannt worden waren; eine Strafe, von der sie erst erlöst werden sollten, wenn Gott den Messias schickt. Erst als in Europa Ende des 19. Jahrhunderts der rabiate Antisemitismus aufkam, beschloss ein Teil der Juden, nicht mehr auf den Messias zu warten, sondern sich selbst zu erlösen und in Palästina wieder eine nationale Heimstätte zu errichten. Für streng religiöse Juden war das jedoch eine Todsünde.

Sumayas Urgroßvater im damaligen Palästina - einer entlegenen Provinz des türkischen Reiches - konnte nicht ahnen, dass im fernen Europa eine Bewegung entstand, die ihm sein Land wegnehmen wollte. Da er nicht lesen und schreiben konnte und sein Horizont nicht über die Grenzen seines Dorfes hinausging, konnte er es auch gar nicht erfahren. Und für die Juden, die in Basel 1897 den ersten Zionistischen Kongress abhielten, existierte weder Bir Zeit noch irgendein anderes Dorf in Palästina. Für sie war das Land einfach leer - "ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land", wie die damalige eingängige, aber falsche Parole lautete.

Isaac Deutscher, ein berühmter jüdischer Historiker, hat den Konflikt einmal folgendermaßen beschrieben: Ein Mensch wohnt im oberen Stockwerk eines Hauses, in dem ein Brand entsteht. Um sich zu retten, springt er aus dem Fenster und landet auf dem Kopf eines Passanten, der dadurch schwer verwundet wird. Zwischen den beiden entsteht eine lebenslange, tödliche Feindschaft. Wer von ihnen hat Recht?

252