von der Schule entfernt, in der Sumaya zwei Jahre vorher noch Schülerin war.
Gila hatte keine Erleuchtung, wie der Rabbiner Saulus, der nach seinem Damaskuserlebnis zum Paulus wurde. Sie begann aber, ihre Ansichten von Grund auf zu verändern, als die israelische Armee 1982 auf dem Weg nach Beirut im Libanon schlimme Verwüstungen anrichtete. Sie ist heute eine der radikalsten Aktivistinnen für Frieden und Menschenrechte.
Ich selbst habe einige Male erlebt, wie Gila Svirsky bei stürmischen Demonstrationen Soldatenketten durchbrach. Einmal, im glühenden Hochsommer, nicht weit von Sumayas Schule, als Soldaten uns den Weg in ein belagertes palästinensisches Dorf verweigerten, setzten wir uns auf den heißen Straßenasphalt wie auf einen brennenden Ofen - und versperrten so den Siedlern, Gilas ehemaligen Kameraden, die Landstraße. Ich war auch dabei, als Gila und Sumaya gemeinsam einen Friedensmarsch durch das arabische und das israelische Jerusalem anführten, entlang der herrlichen 500 Jahre alten Stadtmauer.
Die tägliche Zusammenarbeit israelischer und palästinensischer Friedensaktivisten ist ein Licht, das auch in der heutigen Dunkelheit leuchtet. Es ist ein gemeinsamer Marsch in eine gemeinsame Zukunft - eine Zukunft, in der die Staaten Israel und Palästina nebeneinander und zusammen leben werden, mit Jerusalem als gemeinsamer Hauptstadt, mit der Grenze von 1967, der so genannten Grünen Linie, als offener Grenze, ohne Siedlungen und mit einer gerechten Lösung des Flüchtlingsproblems. In dieser Zukunft werden Gila und Sumaya keine Ausnahmen mehr sein, wie sie es heute noch sind.
Es ist allerdings eine kaum zu erklärende Tragödie, dass eine wirkliche, konsequente und systematische Zusammenarbeit israelischer und palästinensischer Friedenskräfte bis heute nur punktuell zustande gekommen ist. Umso mehr gebührt Gila und Sumaya für ihre geduldigen Bemühungen unsere besondere Anerkennung. Die Zusammenarbeit dieser beiden Frauen war keineswegs einfach. Der Dialog zwischen ihnen - wie ihn Sumaya in ihrem zweiten Buch Verwurzelt im Land der Olivenbäume