als gerechten Kampf erscheinen, als die einzig angemessene Möglichkeit, sich in der Befreiungsbewegung zu engagieren: "Für einen Jungen von 16, 17 Jahren war es damals richtig! Wir lebten im Krieg, im Guerillakrieg. Auf beiden Seiten hat man mit mehr oder weniger denselben Methoden gekämpft." (In: Koppel 2000, S. 142) Als Vergeltungsaktion für arabische Angriffe wurden Bomben in den arabischen Märkten von Jaffa, Jerusalem und Haifa gelegt, bei denen es zu Dutzenden von Toten kam.
Doch bald keimten in Avnery Zweifel auf. Er vermochte sich nicht mehr vorbehaltlos mit den Vorgaben und Mitteln seiner "Führer" zu identifizieren; die Araberfeindlichkeit, die Ablehnung der Kibbuz- und Gewerkschaftsbewegung sowie die nationalistischen Losungen der Irgun behagten ihm nicht mehr. Und doch lautete ihre Hymne: "Aus unseren Reihen befreit nur der Tod." Ein Austritt aus der Untergrundbewegung "war psychologisch so gut wie unmöglich" (in: Koppel 2000, S. 142). Ein Riss trat in der Gruppe der Untergrundkämpfer auf. Nach einer schicksalhaften Nacht traf der 17- oder 18-jährige Uri eine ganz und gar außergewöhnliche Entscheidung, die er in Israel mit nahezu niemandem teilt: "Ich habe die Irgun verlassen; so etwas war beinahe unerhört. Man verließ eine Untergrundbewegung nicht." (Avnery 1995, S. 108) Avnery erinnert sich in folgender Weise seiner spontanen Reaktion auf die Auseinandersetzungen in der Irgun:
"Ich stand auf und ging. Stundenlang lief ich durch die Straßen. Ich fühlte mich allein und verlassen, alle Sicherheit war dahin. Doch langsam lichtete sich die Verzweiflung, neue Ideen - halb gefühlt bereits, doch bis dahin unterdrückt - gewannen Gestalt. Ich war erst fünfzehn Jahre alt4, aber ich glaube, es war in dieser Nacht, dass ich erwachsen wurde." (Avnery 1969, S. 15)
Wie bereits erwähnt gab sich Helmut Ostermann, wie viele nach Israel eingewanderte Juden, mit Erreichen seines 18. Lebensjahres einen neuen Namen: Uri Avnery. "Uri" bedeutet "Flamme" und "Avner" war der Feldherr König Davids, also ein bi¬