in Israel seit der Staatsgründung im Jahre 1948. Zur allgemeinen Überraschung erhielt die Partei knapp anderthalb Prozent, und Avnery zog als Parlamentarier in die Knesset ein. Von 1965 bis 1973 sowie von 1979 bis 1981 gehörte er dieser an und entwiekelte im Parlament rasch einen völlig neuen, streitbaren Diskussionsstil. Die Auswirkungen seines singulären Engagements verknüpft mit seiner Zeitschrift - auf die heutige politische Kultur in Israel, insbesondere auf die intellektuelle Oberschicht, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Avnery hielt in seinen zehn Knessetjahren über 1000 Reden, von denen allein hundert das Thema der Anerkennung eines palästinensischen Staates behandelten. So forderte er gleich in seiner ersten Rede vor der Knesset, dass einer der stellvertretenden Parlamentspräsidenten aus der kleinen Gruppe der arabisehen Parlamentarier kommen solle. Am Ende seiner ersten Parlamentsperiode, 1969, publizierte sein langjähriger Assistent, der Rechtsanwalt Amnon Zichroni, eine Auswahl seiner pariamentarischen Reden unter dem bezeichnenden Titel 1 gegen 119.
Avnerys Ein-Mann-Fraktion brachte mehr Gesetzesinitiativen und parlamentarische Anfragen ein als die meisten anderen, sehr viel größeren Fraktionen. Im Grunde genommen musste sich Avnery jedoch kaum umstellen: Statt seine politischen Analysen und Streitschriften in seiner Zeitschrift zu publizieren, trug er sie nun in der Knesset vor. Seine juristischen Kenntnisse, die er sich als Jugendlicher Ende der dreißiger Jahre angeeignet hatte, waren ihm hierbei eine außerordentliche Hilfe. Avnery wurde bald zu einem Enfant terrible der israelischen Politik: "Die Partei war ein schreckliches Ärgernis", bemerkt er (1995, S. 138).
Seine frühere Tätigkeit bei der Irgun bewahrte ihn wohl vor einer gesellschaftlichen Marginalisierung; die durch ihn entfachten kontroversen Diskussionen wurden in der Knesset vorwiegend im Grundtenor eines wechselseitigen Respekts ausgetragen. Eine häufige parlamentarische Gegenspielerin war für ihn die frühere Ministerpräsidentin Golda Meir, mit der ihn eine abgrundtiefe wechselseitige Abneigung verband. Er schildert hierfür ein Beispiel: