Osten zur Folge hatte, fasste Avnery seine Analysen und Reflexionen in dem Buch Israel without Zionists zusammen, das ein Jahr später auf Deutsch unter dem Titel Israel ohne Zionisten erschien. Es besteht aus 14 essayhaft gestalteten Kapiteln, die auch heute noch sehr lesenswert sind. Der autodidaktisch geschulte Journalist Avnery hielt sich damals zu einem dreiwöchigen Besuch in den Vereinigten Staaten auf und plante für jeden Tag die Fertigstellung eines Kapitels. Da er an einem Tag an einer Massendemonstration gegen den Vietnamkrieg teilnahm und keine Zeit zum Schreiben fand, musste ein Kapitel ungeschrieben bleiben. In seiner Einleitung, mit "Ein Israeli" betitelt, entfaltet Avnery seine hohe literarisch-essayistische Kompetenz. Er hat zu einem reifen Stil gefunden:

"Ich gebe nicht vor, objektiv zu sein, was Israel angeht. Ich glaube, niemand ist es oder könnte es sein. Es liegt etwas in der Luft unseres Landes, das extreme Haltungen und Erscheinungen hervorruft. Extrem ist das Licht des Sommers, extrem sind die Regenfälle im Winter. Die Propheten, die sich mit der leisen Andeutung nicht begnügten, waren extrem in ihrer Art. Die hebräische Sprache selbst neigt nicht zum Understatement. Fast alles, was heute über Israel geschrieben wird, ist Propaganda. Israel ist entweder eine heilige Stätte, in der nur aufrechte Pioniere, heroische Krieger und tugendhafte Maiden wohnen, oder eine Räuberhöhle voll erbarmungsloser Abenteurer und schämloser Weiber, die über ein unschuldiges Volk hergefallen sind und ein Land vergewaltigten.

Ich will in diesem Buch versuchen, ein anderes Bild zu zeichnen. Ich glaube, dass auf beiden Seiten Menschen stehen, die teils Recht, teils Unrecht haben. Ich möchte aufzeichnen, wie zwei große historische Bewegungen, beide authentisch, beide von hohen Idealen beflügelt, auf den Schlachtfeldern Palästinas zusammenprallten, vergeblich versuchten, sich gegenseitig zu vernichten und nichts weiter vermochten, als die Seele der einen wie der anderen an ihrer Entfaltung zu hindern.

Doch während ich versuche, beiden Seiten gerecht zu werden, bin ich mir bewusst, dass ich als Teil der einen nicht objek¬

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