lieh seiner journalistischen Tätigkeit beim Eichmannprozess Anfang der sechziger Jahre - der die Verarbeitung der Shoah in Israel in einer entscheidenden Weise fokussierte und dynamisierte7 (siehe Greif 2003) - das Buch Das Hakenkreuz, welches nur auf Hebräisch erschien. Hierin versuchte er seinen israelisehen Landsleuten zu erklären, wer die Nazis waren und wie sie an die Macht gekommen sind.
Zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung reiste Avnery gemeinsam mit seiner Frau Rachel durch sechs Staaten des ehemaligen Ostblocks und führte dort zahlreiche Gespräche. Mit Lenin wohnt hier nicht mehr entstand 1991 ein journalistisches Reisebuch, welches ebenfalls nur in Israel erschien, dort jedoch recht erfolgreich war.
Von zentraler, existenzieller Bedeutung war für Avnery der lebenslange Versuch, Brücken zu einigen führenden Palästinensern zu schlagen, um die wechselseitige Eskalation der Feindseligkeiten zwischen Israelis und Palästinensern zu durchbrechen. Am 11. Juni 1967, am fünften Tag des Junikriegs, appellierte er in einem offenen Brief an den damaligen Ministerpräsidenten Eshkol, den unterlegenen Palästinensern unverzüglich die Gründung eines eigenen Staates anzubieten. Nicht wenigen NahostWissenschaftlern erscheint das Unterlassen einer solchen Geste der Versöhnung - der unumstrittene militärische Sieger streckt dem Unterlegenen seine Hand zur Versöhnung aus - als eine historisch vielleicht einmalige Chance, die ungenutzt blieb.
1975 gründete Avnery, zusammen mit dem bekannten ehemaligen israelischen General Matti Peled und anderen, den Israelischen Rat für Israelisch-Palästinensischen Frieden; dies war der Auftakt für zahlreiche Gespräche zwischen israelischen und palästinensischen Schriftstellern und anderen Intellektuellen in den achtziger und neunziger Jahren. Bereits Ende 1973, unmittelbar nach seinem ersten Ausscheiden aus dem Parlament, hatte Avnery seine direkten Gespräche mit einigen ausgewählten einflussreichen und gesprächsbereiten palästinensischen Dialogpartnern begonnen, mit Said Hamami und Issam Sartawi, beide wich¬