"Den Gefallenen der nächsten Runde"

Vorwort

Zur Vorbereitung der deutschen Ausgabe meiner beiden Bücher In den Feldern der Philister und Die Kehrseite der Medaille habe ich sie nach über 50 Jahren zum ersten Mal wieder gelesen. Eine eigenartige Erfahrung.

Der 81-jährige Uri Avnery begegnete dem 25-jährigen Uri

Avnery. Zwei unterschiedliche Menschen - und doch derselbe

Mann. Der 25-Jährige ist ein Teil des 81-Jährigen. Der eine ist von den Erinnerungen des anderen nicht zu trennen. Aber er ist dennoch sehr weit entfernt, fast fremd, undeutlich erkennbar durch den Nebel der Jahre.

Der 81-Jährige hat Erfahrungen gesammelt. Er hat viele Auseinandersetzungen überstanden, hat mit den Jahren ein tiefes Verständnis der politischen und historischen Prozesse gewonnen. Er versucht, den 25-Jährigen zu verstehen, dessen Ängste und Hoffnungen, gute und böse Taten, den Geist von damals. Das war nicht immer leicht für mich. Auch der Leser von heute wird es nicht immer leicht haben.

Hätte ich diese Bücher heute geschrieben, wären sie anders ausgefallen. Sehr anders. Aber ich habe mich entschieden, die Büeher so zu präsentieren, wie sie von dem 25-Jährigen geschrieben wurden, damit die Leser die Ereignisse von 1948 so erfahren, wie wir sie damals erlebten, nicht wie wir sie heute sehen, aus der Entfernung eines halben Jahrhunderts. Die Bücher schildern die Ereignisse, wie sie ein Mensch erlebte, der damals lebte und in "Echtzeit" dabei war.

Jedes historische Ereignis hat eine subjektive und eine objektive Wahrheit. Die eine ist die Wahrheit der unmittelbar Beteiligten, die andere schildert die Tatsachen, wie sie in den Jahren danach deutlich wurden. Bezogen auf den Krieg von 1948 ist die Kluft zwischen diesen beiden Wahrheiten besonders groß.

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