Feuertaufe

I. April 1948

Um fünf Uhr morgens stürmen die Vorgesetzten die Schlafräume, um uns zu wecken. Keine Morgengymnastik. Wir sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Kameraden von der Nachtwache berichten, dass die Vorgesetzten gegen Mitternacht zum Bataillonsstab gerufen wurden. Also ist es wirklich ernst.

Worum es geht, wird noch geheim gehalten. Aber die meisten von uns können das Ziel erraten. Wir wissen, dass Jerusalem eingekesselt worden ist und dass es keine Möglichkeit gibt, die Stadt mit Konvois zu versorgen. Dies ist eine Existenzfrage für die ganze Bevölkerung. Die Lage zwingt die Armee, zum ersten Mal eine große Offensive zu starten.

Abends werden wir in ein provisorisches Feldlager in der Nähe des Hafens von Tel Aviv verlegt. Vier Kompanien versammeln sich dort. (Für die damalige Zeit eine enorme Stärke.) Zum ersten Mal werden wir ausreichend ausgerüstet. Australische Uniformen, Strumpfmützen, Schuhe.

Die Kameraden erzählen wundersame Dinge über schwere automatisehen Waffen, die sie irgendwo gesehen haben wollen: ein Browning-Maschinengewehr, ein panzerbrechendes Gerät italienischer Produktion, sogar ein Maschinengewehr namens Schwarzlose sei dabei! Aber keiner hat einfache Gewehre gesehen.

Auf hoher See spielt sich zur selben Zeit ein Drama ab. Das erste mit Waffen beladene Schiff der Armee versucht, die britische Blockade zu durchbrechen. Auf den Ladeflächen des Schiffes befinden sich die Gewehre und die automatischen Waffen, von denen das Schicksal der Operation, das Schicksal ganz Eretz Israels1 abhängt. Die britischen Kriegsschiffe haben es entdeckt. Aber in der Dunkelheit kann das Schiff entkommen. Am

2. April erreicht es den Hafen von Tel Aviv. Dies ist die Geburtsstunde der Operation "Nachschon".

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