Am Nachmittag gibt es einen Appell der Kompanie. Wir werden den Kampfregeln entsprechend neu organisiert. Arijeh Spack, der Kompaniechef hält einen Zettel in der Hand und verliest einen Namen nach dem anderen.
"Abteilung Nummer eins. Kommandant: Jaakov Burstein." Jaakov, klein, dürr, stellt sich an die Spitze der Reihe. "Stellvertreter: Chajim Bulmann." Bulli, groß, breitschultrig, immer lächelnd, stellt sich hinter Burstein. "Zug Nummer eins: Shlomo Greimann, Uri Avnery, Moshe Schatzky ..." Wir blicken uns an. Wir wissen: Von jetzt an leben wir zusammen, müssen wir uns vertrauen und uns auf die Chefs verlassen.
Plötzlich große Aufregung im Lager - unsereWaffen sind da. Wir laufen hin, um den historischen Moment nicht zu verpassen. Die Kisten werden geöffnet und da sind sie, die Gewehre. Dick eingefettet. Mit reichlich Munition. Jeder bekommt seine persönliche Waffe. Wir sitzen in der Dämmerung und reinigen sie, ohne das richtige Werkzeug dafür zu haben. Und während der ganzen Zeit, bis spät nach Mitternacht, versuchen wir den Vorgang zu verdauen: ein persönliches Gewehr für jeden israelischen Soldaten.
An Schlaf ist nicht zu denken. Jank Levkowitz, ein Flüchtling aus Europa, der sich mit Gewehren gut auskennt, erklärt uns die Benutzung der Waffe, an der wir noch nie trainiert haben. Keiner schläft.
Sabbat, 3. April 1948
Um fünf Uhr am nächsten Morgen frühstücken wir. Wir stehen in der langen Schlange, nehmen das Essen in Empfang, schlingen es herunter und kehren wieder in die Zelte zurück.
Die Sachen sind gepackt, die Waffen gereinigt. Vier Kompanien stehen bereit.
Die Busse kommen. Wir steigen ein. Der Befehl lautet: Nicht singen! Keinen Lärm machen. Keine Waffen zeigen. Keiner in Tel Aviv soll merken, dass eine größere Truppe die Stadt verlässt. Wir fahren durch die leeren Straßen. Die Stadt schläft.
An einer Ecke steht ein einsamer Mann. Ein alter Jecke mit Hut. Er sieht die Busse voller junger Leute in Khakiuniformen. Plötzlich hebt er die Hand und zieht seinen Hut. Der Zivilist grüßt die Soldaten, mit einer einfachen, spontanen und rührenden Geste. Ich schaue meine Kameraden an. Keiner außer mir hat es bemerkt.