Ich liege auf dem Dach. Plötzlich höre ich ein Rufen und sehe das besorgte Gesicht von Shatzky. Als ich ihn ansehe, lacht er. Offenbar war ich eingeschlafen, und als ich auf erste Rufe nicht reagierte, befürchtete er, ich sei erledigt worden.

Die Landschaft ist völlig ruhig. Vor mir liegt ein Feld roter Mohnblumen. Ein eigenartiger Gegensatz zu den zischenden Kugeln. Ich habe keine Ahnung, wo die Scharfschützen sitzen. Nach dem Geräusch der Geschosse kann ich die Richtung ahnen, aber ich sehe nichts.

Ich werde abgelöst. Die Leiter ist im Blickwinkel der Schützen. Beim Herunterklettern pfeifen zwei Kugeln an mir vorbei. Wir sind alle gleichgültig geworden. Man hat keine Lust, sich zu bücken oder zu verstecken, wenn man den Feind nicht sieht.

Ich finde eine Spitzhacke und beginne, die geschlossenen Türen der Häuser aufzubrechen. Es wird erzählt, man habe eine Menge Waffen in einem Teil des Dorfes gefunden. Ich gehe in das erste Zimmer. Es stinkt erbärmlich. Eine verdreckte und zerrissene Matratze, ein zerbrochener Krug, eine rostige Sichel, Exkremente von Esel und Ziege. In einer alten Dose finde ich Fotos von einem Mann und einer Frau. Sie kleben auf Einbürgerungsurkunden. Ihr Name ist Fatma, recht hübsch, 24 Jahre alt. Nach der Urkünde hat sie einen dreijährigen Sohn. Ich entferne das Bild und stecke es ein.

Der Dreck und die Armut ekeln mich an. Sie haben vermutlich 14 Stunden am Tag gearbeitet und führten ein Hundeleben. Ich habe Mitleid mit ihnen.

Keine Zeit zum Philosophieren. Ich breche in andere Zimmer

ein. Die "Beute" ist gering: einige Eier, eine Kanne Ol, ein defekter Petroleumbrenner, ein Topf, eine Pfanne. Endlich entdecke ich einen Hahn. Ich gehe raus, um die Beute zu melden. Inzwischen werden die Schüsse der Scharfschützen in unserer Ecke heftiger. Die Kugeln kommen von Süden. Auf einem Hügel steht ein einsames Haus. Kein Zweifel, dass die Scharfschützen sich dort verbergen. Ab und zu werden sie von uns mit mehreren Salven bedacht. Die Schüsse gehen weiter.

Ich sage Shlomo, er soll den Hahn nehmen. "Sei nicht verrückt!", ruft er mir zu. Ich stecke den Hahn in einen Sack und renne zum Zimmer des Zuges. Mit einem Jubelschrei kippe ich den Hahn

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