Schwerverletzte, die das Krankenhaus nicht lebend erreichen werden. Alle haben große Schmerzen. Aber keiner von ihnen jammert. Sie versuchen Scherze zu machen und uns Ratschläge zu geben, wie wir sie besser transportieren können.
Wie immer nach einem Kampf müssen wir jemandem unsere
Erlebnisse erzählen. So ergibt sich ein vollständiges Bild der Schlacht. Man redet vor allem über die Heldentaten derVerwundeten. Die Bahren und Decken reichten nicht aus. Die Leute zogen Hemden und Hosen aus. Man erzählt sich, wer verwundet
wurde und wer gefallen ist. Klar ist, dass die "unterstützende" Truppe schwere Verluste hat und dass die Kompanie von Kötzer fast vollständig vernichtet worden ist.
Jeder Name ist eine lebende Gestalt für uns, ein Mensch, mit dem wir Monate im Guten und im Bösen zusammengelebt ha-
ben, bei Angriffen und bei Feiern, dessen privateste Geheimnisse, Wünsche und Liebhabereien wir kennen. Und jeder von ihnen
hinterlässt eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann.
Manche meinen, wir hätten eine Niederlage erlitten. Aber wir wissen, dass die Beurteilung eines einzelnen Kampfes nicht viel bedeutet. Nur die ganze Schlacht zählt. Ob dieser oder jener Einsatz mit einer Niederlage oder mit einem Sieg endete, ist nicht wichtig. Entscheidend sind die Zahlen der Verluste von Mensch und Material auf beiden Seiten und entscheidend ist die Tatsache, ob der Feind am Ende aufgehalten wurde oder nicht. Eins aber ist sicher: Den Vormarsch der Ägypter haben wir aufgehalten. Die akute Gefahr ist gebannt. Das ist die wichtigste Lektion des Kampfes um Isdud.
Nach diesem Kampf blieben wir einige Tage im Lager, um uns neu zu organisieren. Urlaub bekamen wir nicht. Aber wir benötigten keine schriftliche Erlaubnis. Wir konnten klären, dass in den kommenden 24 Stunden kein Einsatz geplant war, entdeckten ein Loch im Zaun und verschwanden für einen Tag.
Zurück im Lager, wurde ich in aller gebotenen Höflichkeit von zwei Bataillonspolizisten gebeten, sie zu begleiten, und die Tore des "Calabusch5" schlossen sich hinter mir.