Ruven. Er glaubt immer noch, dass "seine" Kassiopeia die richtige ist. "Unsinn", antwortet Israel, ein Überlebender aus Polen. "Wir sind in der Nähe von Beer-Shewa." Ich selbst glaube, dass wir in den Nähe von Faludga sind.
"Was machen wir am Morgen?", fragt Hadad nervös.
"Entweder oder ...", lacht Micki. "Wenn wir in der Nähe von Faruk sind, werden wir geschlachtet. Wenn nicht, fahren wir nach Fiause."
"Fialt die Klappe!", sagt Ruven. "Ich bin hundemüde." Israel ist bereit, wach zu bleiben. Ruven und Micki schlafen sofort ein. Ich höre noch ihre ersten Schnarchtöne, dann fallen auch mir die Augen zu ...
"Steh auf!" Jemand schüttelt mich. Ich wache auf. Am Horizont erscheint ein erstes schwaches Licht. Die Kameraden sind schon alle wach. Die Gewehre in den Händen. Auch die Handgranaten haben sie in die Gürtel gesteckt.
Mein erstes Gefühl ist Zufriedenheit. Die Sonne geht genau in der richtigen Richtung auf - nach "meiner" Kassiopeia-Berechnung. Aber ich habe keine Zeit, meinen Sieg zu genießen. Alle starren auf einen großen, dunklen Block vor uns, der umso deutlieher erscheint, je heller es wird. Es ist ein arabisches Dorf. In der Mitte das Minarett einer Moschee mit ganz besonderer Form. Wir kennen nur ein einziges Dorf mit einem solch merkwürdigen Minarett - Geladijeh. Das Dorf ist in unserer Hand.
Wir starren dorthin, zunächst ungläubig und verwirrt, dann gewinnt der Humor die Oberhand. Wir lachen, bis uns die Tränen kommen. Wir hatten schon an eine schicksalhafte Schlacht, an Flucht, an Gefangenschaft oder an Schlimmeres gedacht. Und
jetzt befinden wir uns tatsächlich 200 Meter von Geladijeh entfernt, 500 Meter von unserer Basis Jassir. "Steigt schon aufl", stottert Albert in seine Lachsalven hinein. Es ist ein kleiner Schritt zwischen Lächerlichkeit und Heldentum ...
In Jassir werden wir wie Geister angestarrt. Neben unseren strahlenden Gesichtern sehen die Kameraden aus wie nach einer
schweren Krankheit. Sie umkreisen uns, klettern auf die Jeeps, umarmen und küssen uns. Dann erscheint Arijeh. Er stottert, verzieht sein Gesicht, will etwas sagen und bringt kein Wort heraus.