Ich hebe den Kopf und sehe, dass Ovadjah im Graben des

Chefs liegt. Ich fange an zu lachen, es bleibt mir aber sofort im Halse stecken. Aus Ovadjahs Ärmel tropft Blut.

"Ich bin verletzt", ruft er mir zu. Ich springe auf, verbinde ihn mit dem Notverband. Die Wunde ist nicht schlimm. Der Splitter hat den Arm durchschlagen, aber offenbar nicht den Knochen getroffen. Ich zwinge mich, weiterzuessen. In solchen Situationen weiß man nie, wann man wieder Gelegenheit dazu hat.

Der Beschuss wird wieder stärker. Die Ägypter haben ihrer Infanterie offenbar eine Moralpredigt gehalten. Wieder bewegen sich die Panzer. Und die Reihen der Infanteristen folgen, springen vorwärts und liegen flach, springen vorwärts und liegen flach. Alle auf dem Hügel halten den Atem an - es sind schicksalhafte Momente.

David Shani rennt zwischen den Schützengräben und dem Befehlsstand hin und her. Jemand entdeckt, dass sein Hemd blutverschmiert ist.

"Du bist verletzt!", ruft man ihm zu.

"Das ist nichts", antwortet er und beißt die Zähne zusammen. Man verbindet ihn, ein Splitter hatte ihn an der Schulter getroffen.

"Du musst hier raus", sagt der einzige noch unverletzt gebliebene Vorgesetzte. David weigert sich. Es ist keine leere Heldengeste. Er weiß, dass in diesem Augenblick alles vom Kommandeur abhängt. Er denkt an den Hügel 69, der vor einem Monat verloren ging, wegen eines unfähigen Chefs. Er weiß, dass die Moral der Soldaten zusammenbrechen könnte, wenn er hier jetzt verschwindet. Er bleibt. Und mit ihm bleiben Nechemjah Rotholz, der Abteilungschef, und Levy Kölker, unser stellvertretender Kompaniechef - beide sind verwundet.

Wieder wurde der Angriff abgewehrt. Uber Funk werden wir in unsere Basis zurückbeordert.

In Ssuafir lässt man uns nachts schlafen. Trotz der Müdigkeit ist es schwer, einzuschlafen. 20 Meter neben uns donnert ununterbrachen eine Batterie Kanonen. Am nächsten Morgen beobachten wir die Arbeit der Kanoniere und sind fasziniert davon. Sie sitzen ruhig da, während ihr Chef, Dr. Wolfgang von Weisl, ihnen

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