Aber er weiß auch: Es gibt keine andere Wahl. Man muss angreifen, gerade weil man nicht genug Kräfte hat. Das widerspricht allen Regeln der Kriegstheorie. Und dennoch ist es richtig: Wenn du nicht genug Kräfte hast, um dich gegen einen Angriff zu verteidigen, musst du selbst angreiJen. Schlage ihn, belästige ihn, täusche ihn. Nimm ihm die Möglichkeit, seine Kräfte für einen wohlgeordneten Angriff vorzubereiten. Diese Regel ist teuer. Aber es ist die einzige Möglichkeit, den Süden und die Stadt Tel Aviv zu retten.

Langsam kommen die ersten Rückmeldungen herein. Die Operation ist gescheitert. Der Angriff wurde überall zurückgeschlagen. Es gibt viele, sehr viele Verluste. Aber dennoch: Der Feind ist von der Härte des Angriffs beeindruckt. Er wird sich nicht so bald aus seinen Stellungen bewegen.

Jetzt beginnt die geistige, die mentale Auseinandersetzung zwischen den beiden Kommandeuren. Es geht um die Strandebene südlich von Tel Aviv. Im Stab in der Nähe von Rechovot studieren graublaue Augen die Karten. Es wird gerechnet und geplant. Und in einem Haus in Midschdal blicken dunkelbraune Augen auf die gleiche Karte - die Augen des ägyptisehen Brigadekommandeurs.

Wie verhindert man den Durchbruch des Feindes nach Norden, nach Tel Aviv, ohne ausreichende Kräfte gegen seine Flugzeuge, Panzer und Kanonen zu besitzen? Man muss sein Gleichgewicht ins Wanken bringen. Wie kann man dies erreichen? Indem man seinen Rückraum, seine Transport- und Versorgungswege angreift.

Etwa drei Kilometer südlich von Isdud, zwischen Beer-Tuvijah und Nitzanim, gibt es einen Hügel, der auf der Karte mit der Ziffer 69 bezeichnet ist. Es ist ein niedriger, flacher Hügel und auf ihm stehen drei alte Wassertürme. Von dort beherrscht man die Straße zwischen Isdud, wo die Streitmacht der Ägypter versammelt ist, und Midschdal, wo sich die ägyptische Basis befindet.

Am 7. Juni, zwei Tage nach dem Kampf um Isdud, steigt in der Dunkelheit der Nacht eine kleine Truppe israelischer Soldaten auf diesen Hügel und gräbt sich dort ein. Am frühen Morgen versperrt sie die Straße. Der Israeli hat die erste Runde für sich entschieden.

Der Ägypter spürt den Schlag und bereitet einen Gegenschlag vor. Nach zwei weiteren Tagen wißt er im Morgengrauen seine ganze Macht auf diesen Hügel. Zum ersten Mal ist eine israelische Stellung einem konzentrierten Schlag aller modernen Waffen gleichzeitig ausgesetzt: Kano¬

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