worden war. Er lag Monate in verdreckten Dörfern herum und war an acht, zwölf oder auch fünfzehn Kämpfen beteiligt. Er sah Kämeraden sterben und er konnte sich gar nicht vorstellen, dass man sich eine feine Aufgabe "organisieren" konnte. Vielleicht hätte er sogar "Protektion" bekommen können, vielleicht war er ein Experte oder hatte eine besondere Begabung. Stattdessen ging er einfach an die Front. Und in seiner Naivität glaubte er, auch alle anderen gingen.

Erst während seines Urlaubs zu Hause stellte er dann fest, dass sich doch nicht alle gemeldet hatten. Manche warteten auf den richtigen Augenblick, beantragten eine vorläufige Befreiung. Und als der militärische Apparat entstand, gehörten sie zu den ersten, die auf den Zug sprangen. Sie hatten die Zeit, von Büro zu Büro zu laufen, um die richtigen Verbindungen herzustellen, um der richtigen Person die richtigen Worte einzuflüstern. Und keiner dachte an die, die im Feuer der Mörser und Kanonen lagen und nicht einmal Zeit hatten, über die ferne Etappe nachzudenken.

Aber jetzt, als sie Zeit hatten, Luft zu holen, nachzudenken und zu diskutieren, sammelte sich in ihren Herzen eine Bitterkeit, die Einfluss haben würde auf ihre Aktivität an der Front. Sie sahen, dass weniger begabte Kameraden schnell Karriere machten, während sie selbst einfache Schützen blieben. Sie entdeckten, dass ihre Befbrderungsmöglichkeiten gering waren. Davon waren vor allem die betroffen, die sich im Kampf auszeichneten, die sich freiwillig für besonders gefährliche Aufgaben meldeten und die natürlich wussten, dass sie gute Soldaten waren. Nur: auf ihre Beförderung blieb das ohne Einfluss.

Früher, wenn wir zu einem Kurzurlaub in die Stadt kamen, sahen wir Freunde in Zivilkleidung. Die hatten damals einen eigenartigen, etwas beschämten Blick. Und ohne dass man sie fragte, beeilten sie sich zu entschuldigen und zu erklären, sie würden sich bald melden.

Heute ist das anders. Die Freunde tragen heute Uniformen und sind Soldaten - besser gebügelt und "militärischer" aussehend als der Frontsoldat. Es hat sich eine Aristokratie der Etappe gebildet. Und wer heute auf Urlaub in die Stadt kommt, muss erklären, warum er dort an der Front ist, statt sich einen guten und wichtigen Job in der Stadt organisiert zu haben. Und man spürt, dass sie heimlich denken: "Na ja, ein begabter Junge. Nur organisieren kann er sich nicht ..."

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