"Jochanan?", fragte der. "Das ist ein richtiger Soldat. Ein wunderbarer Kerl." Im Laufe dieses einen Monats hatte er sich durchgesetzt. Statt ihn zu hänseln und auszunutzen, beneideten ihn Kämeraden und Vorgesetzte um seinen stillen Mut. Er mochte das Militärleben nicht. Aber er war ein mustergültiger Soldat.

Sein Lebensinhalt war die Musik. Er spielte selbstvergessen Klavier. Und in der Armee konnte er mit seiner Musik, in den langen Wochen, in denen sie in Gatt eingekesselt waren, das Leiden der Kameraden lindern.

Einige Zeit vor dem Krieg begann er öffentlich aufzutreten. Man prophezeite ihm eine glänzende Zukunft. Man erwartete Großes von ihm, auch als Komponist. Dann aber begannen seine langen Finger am Abzug einer automatischen Waffe zu spielen. Man kann sich keinen eigenartigeren Typen bei dieser Vernichtungstätigkeit vorstellen. Und dennoch bewährte er sich im Kampf.

Was ist das Besondere, das solchen Leuten die Kraft gibt, im Kampf zu bestehen? Was macht sie zu Mustersoldaten?

Es ist sicher nicht die ideologische Begeisterung. Jochanan verstand wenig von Politik. Sie interessierte ihn nicht. Was ihn antrieb, war der menschliche Anstand. Er hätte sich in einem Büro der Kulturverwaltung ״arrangieren" können. Aber er zog wie selbstverständlich in den Kampf. Sein Bruder war Mitglied in einem der Kibbuzim im Negev. Es war für ihn völlig klar, dass auch er seine Pflicht zu erfüllen hatte.

Wäre der Krieg nicht ausgebrochen, hätten wir eines Tages vom Komponisten Jochanan Silbermann gehört, der in der weiten Welt Erfolg hat. Jetzt aber liegt er irgendwo im Süden des Landes, sein hübsches, ruhiges Gesicht den Sternen zugewandt und seine Brust von Kugeln durchlöchert. Einer von vielen, die im Feld blieben.

Das ist ein hoher, ein sehr hoher Preis, den du zahlst, Heimat, für deine Freiheit.

Jochanans Tod regte mich an, einen Soldaten zu beschreiben, der den Krieg hasst, der im Inneren seines Herzens ein Pazifist ist, der sich aber dennoch im Kampf auszeichnet. Im Krieg lernten wir, uns als Zyniker zu geben und über Ideale zu lästern. Aber das war Täuschung. Das Erlebnis des Krieges hat den Kämpfenden zum praktischen Idealisten erzogen.

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