Acht Stunden später ist der Kampf noch immer in vollem

Gang. Wir liegen im weichen Sand und warten. Vor uns haben

schon zwei Kompanien in den Kampf eingegriffen. Plötzlich hören wir unseren Chef: "Alle Sanitäter zu mir!" Eine Einheit hat schwere Verluste, ihr Sanitäter ist gefallen. Alle Sanitäter laufen hin. Auch Jaakov. Die betroffene Einheit ist etwa einen Kilometer von uns entfernt. Die Landschaft dazwischen ist flach, bietet keinen Schutz. Sich duckend läuft Jaakov zur um Hilfe rufenden Kompanie. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen ...

"Deine Kommandeure, mein Sohn, haben nicht um dich getrau-

ert. Die Bataillone der Haganah, in deren Reihen du mehrere Jahre gekämpft hast, haben dich nicht geehrt. Auch deine Kameraden ... haben dich vergessen", schreiben Sie, der Vater.

Ich erinnere mich an ein anderes Bild: Wir sind von einer Aktion zurückgekehrt. Wir liegen unter Bäumen und erwarten die feindlichen Flugzeuge. Verdreckt, hungrig, mit roten Augen und erschüttert von den Erlebnissen der letzten zwölf Stunden, sitzen die Kameraden da. Die Anspannung ist noch nicht von uns gewichen. Jeder erzählt, was er gesehen hat. Wir nennen die Namen der Gefallenen, der Verwundeten.

Wenn uns jemand zuhören würde, er wäre - wie auch Sie - der Meinung, wir hätten Herzen aus Stein, und das Schicksal der Kameraden sei uns gleich. Das ist aber nicht wahr. Wir versuchen nur, uns selbst zu belügen. Denn jeder Name ist ein schwerer Schlag für uns. Jeder Name weckt Tausende von Erinnerungen.

Wir, die wir unsere Kameraden sterben sahen, wir wissen, dass uns morgen oder übermorgen das gleiche Schicksal treffen kann. Wir reden mit gleichgültigen Stimmen. Aber keiner außer uns kennt die Wirklichkeit dieser Augenblicke. Den Schock der ersten Stunden, der uns vor dem Wahnsinn rettet.

Nein, verwaister Vater, wir haben Jaakov nicht vergessen! Wir haben keinen vergessen, der aus unseren Reihen gerissen wurde. Wie könnten wir vergessen? Wo doch jede Stunde, jede Minute dieser einschneidenden Erlebnisse uns prägen und auf Dauer beeinflussen.

Noch ein Bild, das nie vergessen wird: der Abend, als wir in unseren ersten Kampf gezogen sind.

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