auf einen feindlichen Angriff vorbereitet zu sein, dürfen sie nicht in den Zelten schlafen. Sie schleppen die Matratzen und die Decken in die Nähe der Stellungen.

Der erste Abend an der Front. "Das ist alles wie ... wie ... wie ein Traum", sagt Jehoshua, ein kleiner Mann aus Paris, der einige Worte Hebräisch aufgeschnappt hat. Dann spricht er Französisch weiter. Ich verstehe nur einzelne Worte: "Einwanderung", "Krieg", "Front", "Angriff".

Ich liege zwischen den Stellungen. Es wäre ein schlechtes Beispiel, im Zelt zu schlafen. Wenn du nicht mit Worten überzeugen kannst, musst du es durch Taten tun. Ich finde einen bequemen Abschnitt in einem Verbindungsgraben, lege die Matratze hinein, krieche in den Schlafsack und lege die Decken darauf. Die Schuhe oder Kleidung auszuziehen ist verboten. Daher wird es bald recht warm.

Dennoch kann ich nicht einschlafen. Ab und zu stehe ich auf und gehe zu den Stellungen. Die Wachposten sind aufmerksam. Abends erzählte ich ihnen von einer Stellung, in der die Wachhabenden im Schlaf getötet wurden. Das hat gewirkt!

Nach Mitternacht wache ich auf. Keine Ahnung, was mich ge-

weckt hat. Ich horche. Alles ist ruhig. Keine Schüsse. Dann merke ich es - klack, klack, klack. Regentropfen klopfen auf die Decken.

Schwere Wolken hegen über uns. Was soll ich tun? Ich weiß genau, wie ich mich verhalten muss, wenn wir von links oder von rechts angegriffen werden, wenn man mit Mörsern oder aus Kanonen auf uns schießt. Was uns jetzt bevorsteht, ist schlimmer. Unsere Stellungen sind offen, ohne jeden Regenschutz, und die Leute haben keine Winterausrüstung.

Der Regen wird zum Schauer, der Schauer zur Sintflut. Ich

weiß, dass ich aufstehen muss, die Leute irgendwie aufmuntern, sie in den Stellungen halten - aber meine Willenskraft hat meinen Körper verlassen. Ich liege da und fühle mich elend und Unglücklieh. Langsam dringt das Wasser durch die Decken, den Schlafsack und die Kleidung. Ein kleines Rinnsal fließt vom Nacken den Rücken entlang. Andere Bäche gelangen über die Strümpfe in die Schuhe. Dennoch kann ich nicht aufstehen.

Ich weiß nicht, wie lange ich so gelegen habe. Vielleicht zehn Minuten? Die Zeit scheint mir endlos. Helle Bilder kommen mir in den Sinn, wie bei einem Fieber. Ich sehe mich in einem trocke¬

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