Nach wenigen Tagen stellte ich fest, dass meine Leute trotz all ihrer Schwächen durchhielten. Die Situation an der Front hatte gezeigt, dass Shalom Cohen und ich Recht hatten, als wir uns entschieden, die Neuen mit der gleichen Großzügigkeit und Freundschaft zu behandeln, wie wir es in unseren früheren Einheiten selbst efahren hatten.
Shalom Cohen und ich fühlten uns hier sehr einsam. Außer zwei, drei Kameraden waren wir die einzigen Veteranen in der Kompanie. Unsere Erinnerungen, unsere Scherze und Erlebnisse waren den anderen fremd.
Abends "versammelten" wir uns bei einer Flasche geklautem Cognac oder einer Dose Obst in einem der Zelte und tauschten Erinnerungen aus. Es waren traurige Abende. Nacheinander sahen wir die Gesichter der gefalleneu Kameraden vor uns. Wir erinnerten uns an das wunderbare Lebensgefühl der ersten Tage, an die wunderbare Kameradschaft in der Volksarmee. Im Stillen weinten wir.
4. Dezember 1948,
Stellung, gegenüber Iraq al-Manshijeh
Die Veteranen
Die Kompanie ist wie ein großer See, aus dem einige Felsen hervorlugen. Der See, das sind die neuen Soldaten, die Freiwilligen aus dem Ausland. Gute Jungs sind sie, meistens, aber es fehlen ihnen die individualistischen Züge. Zwar erkennt man aus der Nähe, dass der Einzelne durchaus Eigenheiten besitzt. Aber aus der Ferne sind alle gleich, wie ein ruhiger, flacher See. Dagegen sind die Felsen von weitem zu erkennen - das sind die Veteranen, die Jungs aus Eretz Israel, mit reichlich Erfahrung aus mehr als zehn Monaten Krieg.
Es ist schwer zu sagen, wodurch sie auffallen. Aber wenn man einen trifft, merkt man sofort: Das ist einer. Jeder hat seine Eigenarten. Es sind Männer, die sich jeder Ordnung und Disziplin widersetzen und die eben deswegen zuVorgesetzten ernannt wurden. Sie haben einen eigenen Flumor, sie haben Mumm. Und das bedeutet: eine Menge Abenteuerlust. Außerdem haben sie eine beneidenswerte Leidensfähigkeit. Aber, wie gesagt, man kann über sie nicht im Plural sprechen. Nur der Singular ist noch angebracht.