man von ihm. Während des Angriffs auf Chuleikath rannte er im Feuerhagel herum und versorgte Verwundete, was eigentlich Aufgäbe der unteren Sanitäterchargen gewesen wäre. An diesem Tag wurde er ausgezeichnet.

"Wann hast du zuletzt deine Sten gereinigt?", will er von mir wissen.

"Vor etwa einer Woche", gestehe ich zu meiner Schande. Ich

neige dazu, meine Sten zu vernachlässigen. Ich nehme die Waffe nur mit, um kein Gewehr tragen zu müssen.

"Erst vor einer Woche? Ich habe meine Sten seit mindestens

zwei Wochen nicht gereinigt." Und während er seine Sanitätstasehe umarmt, fügt er hinzu: "Das hier ist meine Waffe." Ich betrachte die Tasche. Sie ist fleckig und an manchen Stellen eingerissen. "Weißt du, als ich das erste Mal zu einem Einsatz ausgezogen bin, hatte ich eine hübsche, glänzende neue Tasche. Und als ich den ersten Verwundeten versorgte, ging sie nur sehr schwer auf. Inzwischen war der Mann fast verblutet." Er umarmt die zerrissene Tasche liebevoll. "Seitdem, mein Lieber, habe ich gelernt. Siehst du diesen Riss? Ich habe die Tasche hier eingerissen, damit ich schnell und ohne Verzögerung an die Sachen rankomme." Er holt einen Gummischlauch aus dem Riss, der als Blutsperre dient. "Aber im Bedarfsfall brauche ich die Tasche gar nicht. Diese Blutsperre trage ich um meinen Körper. Eine Handbewegung, und ich kann das Ding benutzen. Und in den Hosentaschen habe ich eine Schere und einige Verbände. In schwierigen Fällen lasse ich die Tasehe und die Sten liegen und robbe schnell ohne überflüssigen Ballast zu dem Verwundeten ..."

Ich mag ihn gern in diesem Augenblick. Er ist einer von uns, denke ich voller Stolz. Einer der Veteranen, der nicht auf Lehrgängen, sondern aus Erfahrung im Kampf das Richtige gelernt hat. Jeder hat seine Methoden, jeder seine Eigenarten. Diese Veteranen sind Individualisten. Ihre Erfahrung ist unbezahlbar.

Wir sitzen da und erzählen Geschichten. Uber mutige Sanitäter und über die, die sich nicht durch Tapferkeit auszeichneten, über Verwundungen, die wir sahen, darüber, wie ein Kamerad im

Schockzustand zu behandeln ist und welches die "beste" Methode ist, um schnell zu sterben.

Endlich werden wir gerufen. Wir verteilen die Aufgaben, treiben die Männer an, unterstützen sie, fluchen, beteiligen uns an der

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