schon über diese Straße gefahren? Hintereinander erscheinen die bekannten Dörfer. Auch die Schmerzen kommen und gehen. Ich werde apathisch.
Da ist die Kreuzung. Das Krankenhaus ist nah. Noch wenige
Minuten.
Das Fahrzeug hält. Draußen wird geflüstert. Die Tür geht auf. Weiß gekleidete Sanitäter ziehen die Bahre heraus.
In der Aufnahmestation legt man mich auf ein Bett. KrankenSchwestern in Weiß kommen und gehen. Ein Sanitäter stellt Fragen. Ich werde gewaschen, man entfernt die zerschnittenen Kleidungsstücke und rasiert die Umgebung der Wunde.
"Bald wirst du operiert", sagt ein Sanitäter. "Du hast Glück. Unser Doc ist wunderbar. Ein Spezialist für Bauchwunden. In zwei Wochen bist du wieder in Ordnung!"
Ich höre seine Worte kaum. Eine merkwürdige Ruhe erfasst
mich, meine Sinne beruhigen sich. Diese Atmosphäre von ruhiger Effektivität, von Sicherheit flößt mir Vertrauen ein. Eine Schwester kommt mit der Betäubungsspritze. Ich schließe die Augen. Die letzten Worte, die ich höre, sind "Legt ihn nachher in Bett 23."
Den Kampf mit den Verletzungen führt der Verwundete allein. Die Arzte und Krankenschwestern erfüllen ihre Pflicht, und gelegentlich vollbringen sie auch Wunder. Aber letztendlich ist es der Verwundete selbst, seine Willenskraft - von ihnen hängt der Erfolg ab. Daher die Aufregung, mit der der Patient jedes Lebenszeichen von "draußen" aufnimmt. Jeder Besuch von Kameraden, von Freunden und Angehörigen. Und nicht immer ist dem Besucher klar, wie dankbar ihm der Patient ist.
!.Januar 1949, Lazarett Nummer 8
Schokolade
Von jenem Tag an, an dem mich eine panzerbrechende Kugel aus einer schweren automatischen Waffe für einen Panzer hielt und sich in meinen Bauch verirrte, verboten mir die Arzte das Essen. Als Ersatz steckten sie mir eine Nadel ins Bein und schlossen diese an ein Gefäß mit Flüssigkeit und Fruchtzucker an. So hatte ich nur eine Mahlzeit am Tag. Ihre Einnahme dauerte 24 Stunden.