Im Krankenhaus wird der Soldat einer letzten Prüfung unterzogen. Im Kampf hat er, woran er sich halten kann:■ Kameraden, die neben ihm kämpfen, das Vertrauen in die Vorgesetzten ... Aber wer konnte jenen anonymen Etzel-Mann trösten, der neben mir lag, sich fürchterlich mit seinem Durst quälte, bis er zur Operation abgeholt wurde und nicht mehr zurückkehrte?
3. Januar 1949, Lazarett Nummer 8
Einbeiniger Held
Ich lag im Nebenzimmer und habe ihn nie gesehen. Aber seine Schreie hörte ich. Sie weckten mich mitten in der Nacht, etwa eine Woche nach meiner Verwundung. "Jitzchak ... Hilf mir
doch! Was soll ich tun ... Oh! ... Mein Bein! Mein Bein! ...Was soll ich meinen Eltern sagen? ...Wer soll jetzt für sie sorgen? ..." Die Krankenschwester flüsterte mir zu, er sei ein Spreng-
meister, der ein Bein und die meisten Finger seiner Hände verloren hatte.
Nach einem Tag wurde ich in sein Zimmer verlegt. Er war deprimiert und man konnte ihn mit nichts trösten. Seine Hände waren verbunden. Er wusste noch nicht, dass auch seine Finger ampudert worden waren.
Immer wenn seine Schmerzen oder seine Verzweiflung uner-
träglich wurden, begann er zu schreien. Er rief aber nie nach seinen Eltern, sondern immer nur nach "Jitzchak". Das schien mir merkwürdig. Aus Erfahrung wusste ich, dass ein Verwundeter, vor allem ein schwer Verwundeter, in die Kindheit zurückkehrt. Er vergisst Einheit und Kameraden und sehnt sich nach seiner Familie. Auch ich, der ich mich nie durch besondere familiäre Bindungen auszeichnete, dachte während meiner ersten Tage im Krankenhaus nur an zu Hause.
Wer war dieser unbekannte "Jitzchak"? Eines Tages erschien er und war kein anderer als mein alter Sprengstoffausbilder Itshe.
Dieser Itshe war ein besonderer Typ. Einer jener alten Veteranen, die es kaum mehr gibt. Ein Kamerad, mit dem man durch
Dick und Dünn gehen kann. Jitzchak hatte eine Beinprothese. Bei einer flüchtigen Begegnung konnte man das nicht erkennen. Er fuhr Auto (wie ein Teufel), sprang über Zäune und wurde wegen