Glaube. Einer jener lästigen Gedanken, an die sich Verwundete klammern, ohne zu wissen, warum und wieso. Zweimal in der

letzten Woche, als eine andere Schwester Nachtdienst hatte, habe ich so lange nach Rachel gerufen, bis sie aus ihrem Bett kletterte, herkam und mich ausschimpfte. Dennoch war sie zufrieden. Die meisten Verwundeten verhalten sich den Krankenschwestern gegenüber, als seien sie ein maschineller Teil des Systems. Und wenn ein lästiger Patient zwischen den Schwestern unterscheidet, fühlen sie sich geschmeichelt.

"Wie viel habe ich?", frage ich.

"Ruhig! Du weißt, dass ich es dir nicht zeigen darf." Jeden Abend wiederholt Rachel dieselben Worte, bevor sie mir die Tafel zeigt. Das gehört zu unserem Ritual. Würde sie mir die Tafel zeigen, ohne zunächst zu widersprechen, wäre ich enttäuscht. Wie ein Herzensbrecher, dessen neue Geliebte sich ihm ohne Widerstand hingibt.

״Willst du ein Schlafmittel?" Es ist eine rhetorische Frage. Ich schlucke das Mittel gedankenlos, während Rachel die Decke zur Seite zieht und an meinem linken Bein eine Stelle sucht, an der sie zwei Spritzen setzen kann. Das Bein ist voller kleiner Löcher, es ist kaum Platz da für neue Einstiche. Seitdem ich hier bin, bekomme ich alle drei Stunden, acht Mal alle 24 Stunden, zwei Spritzen: Eine mit Penicillin und eine gegen die Schmerzen. 16 Löcher am Tag.

"Eieieiei!" Ich stöhne, obwohl ich kaum etwas spüre von Rachels Spritzen.

"Hast du Angst vor Spritzen?"

"Ja, wirklich", gebe ich zu. "Wie vor dem Zahnarzt."

Rachel lacht. Mit einer Hand hebt sie meinen Kopf und mit

der anderen richtet sie das Kissen. Sie streicht die Decke glatt, streicht mir über die Haare und betrachtet mich wie ein Künstler, der sein Werk vollendet hat.

"Jetzt sei brav und schlafi"

"Natürlich", verspreche ich.

Sie löscht die Deckenbeleuchtung und schaltet die kleine

Tischlampe ein. Im Zimmer der kritischen Fälle geht das Licht nie ganz aus. Die Nachtschwester muss während der Nacht mehrmals kommen und einen Blick auf die Patienten werfen.

"Gute Nacht", sagt Rachel.

261