"Ich werde sterben. Werde sterben!", wiederholt der Verwundete.
Eigenartige Gedanken tanzen durch meinen Kopf. Man müsste
ihm sagen, dass alles gut wird. Dass er bald behandelt wird, dass wir ihn in ein Krankenhaus bringen werden. Aber mein Hals ist zugeschnürt. Ich halte ihn fest, spüre seinen zuckenden Körper und seine Schmerzen. Eine eklige braune Flüssigkeit läuft über meine Hände. Und ich dachte immer, Blut sei rot.
Wir tragen ihn ins Sanitätszelt. Der Arzt untersucht ihn und legt einen neuen Verband an. Der Arzt ist verhasst. Ein kleinwüchsiger Mann aus Polen, der jeden Kranken oder Verwundeten behandelt, als sei er ein Drückeberger.
Ich lasse meine Hosen runter und zeige meinen Hintern. Der
Furunkel ist geschwollen und rot. Eine kleine Krankenschwester versucht eine Behandlung. Sie ist jung und geniert sich. Nach zwei Wochen an der Front ist mein Körper nicht besonders sauber. Mir ist es egal. Ich betrachte den verwundeten Araber. Ein Offizier des Nachrichtendienstes kommt rein. "Wie sieht es aus?", fragt er den Arzt. Dieser zuckt die Schultern, als habe er mit der Sache nichts zu tun.
"Woher stammst du?", fragt er den Verletzten auf Arabisch. Dieser antwortet nicht. Jammert nur vor sich hin, wie ein geprügelter Hund.
"Min wen inta?"2, schreit der Offizier.
Jetzt antwortet der Verletzte, stockend. Er sei ein Fellache aus Massmijeh. Er habe eine Frau und zwei kleine Kinder. Er wollte in die Stadt Lod, um etwas Geld zu verdienen. Er wisse nicht, wo sich die arabischen Kämpfer befinden. Er wisse nichts über den Krieg. Er sei ein einfacher Fellache, der seine Frau und seine beiden Kinder ernähren will.
Der Offizier ist ärgerlich.
"Wie viel irakische Soldaten sind in Wadi Sarrar?", fragt er.
"Bichjat Allah, rna bearef"3, jammert der Araber.
"Kadesh iraki fi wadi sarrar?"4, schreit der Offizier und schlägt ihm auf die Brust. Der Verletzte stöhnt und schweigt.
"Gebt ihm nichts zu essen und nichts zu trinken", sagt der Offizier und will gehen.
Der Arzt zieht die Schultern hoch. Das Ganze geht ihn nichts an.