muss es wohl sein. Aber dieser Mensch, dieses eine Individuum, wollte er den Krieg? Das ist nicht wichtig.Von denen, die im Krieg sterben, sind es nur ganz wenige, die ihn wirklich wollten. Die, die ihn wollten, gehören nur sehr selten zu seinen Opfern.

Warum musste er also sterben? Ich weiß, es gibt eine einfache Antwort: Er war ein Feind.

Ein merkwürdiges Wort. Feind. Es bedeutet alles. Und eigentlieh bedeutet es gar nichts. Der Mensch denkt "Feind" und sein Herz ist voller Hass. Er möchte töten, vernichten. Aber wenn er den Feind mit eigenen Augen sieht, ist dieser ein Mensch - wie er selbst. Wenn du ihn kennst, kannst du ihn nicht mehr hassen. Was wäre, wenn wir alle, die arabisch Sprechenden und die hebräisch Sprechenden, einander kennen würden? Könnten wir uns dann auch hassen, uns gegenseitig umbringen?

Blöde Gedanken. Der Mensch ist gestorben und Schluss.

Ja. Natürlich. Schluss. Aber warum ist dieser arme Mensch gestorben? Warum wurde seine Frau Witwe und seine Kinder Waisen? Gilt ihm unser Kampf? Ist er der Feind?

Wir stehen nachts Wache, vier Männer am Südtor. Eigentlich sollten hier nur zwei stehen, die beiden anderen sollten am Zaun entlang patrouillieren. Rande ist nicht weit. Und Sukreir liegt sehr nah. Aber wir vernachlässigen unsere Aufgabe. Seit Nachschon ist hier in der Gegend nichts passiert. So wird es auch heute sein. Die Fellachen sind froh, wenn wir sie nicht angreifen und stecken ihre Nasen nicht aus den Dörfern.

Wir sitzen unter einem alten britischen Wasserturm. Sancho hat aus der Kantine Dosen australische Notrationen geklaut und aus Langeweile kauen wir die steinharten Bonbons und die trockenen Früchte. Joker hat etwas Cognac mitgebracht, der uns hilft, die Kälte zu vertreiben.

"Einfach Bullshit", bemerkt Sancho zwischen zwei Schlucken. "Wir stehen hier wie Telefonmasten, und das Lager ist so groß, dass jeder stinkende Araber an jeder beliebigen Stelle über den Zaun kann."

"Bullshit!", erklärt Joker. "Ich leg mich schlafen."

"Genau das machen wir", bestimmt Sancho. "Ein Wachposten

reicht. Jede halbe Stunde wechseln wir uns ab. Ich zuerst, dann Joker. Uri als Dritter und Zuzik als Vierter."

277